30.06.2014rss_feed

Herr der Ringelschwänze mit wenig Gefolge?

Schwein beim Schwanz beißen

Die Zeitung Welt am Sonntag hat die von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer beabsichtigte Ringelschwanzprämie in einem Bericht mit dem Thema Herr der Ringelschwänze aufs Korn genommen. Redakteur Ulrich Exner arbeitet dabei sehr sachlich die Zusammenhänge auf – u.a. stellt er die berechtigte Frage: Doch profitieren auch die Tiere davon?

Andere grüne Länder folgen nicht

Besonders interessant in dem Beitrag ist die Beschreibung der Haltung der anderen Bundesländer mit grünen Agrarministerien. Zitat: Die grün geführten Landwirtschaftsministerien in Kiel, Düsseldorf und Mainz ließen auf Anfrage der ‚Welt am Sonntag‘ mitteilen, dass sie Niedersachsens Initiative nicht folgen wollten. Die Ringelschwanzprämie sei zwar ‚ein interessanter Ansatz‘, hieß es zum Beispiel in Kiel, man selbst werde allerdings am eigenen Kurs festhalten und lieber den Bau von tiergerechten Ställen fördern. Die Landestierschutzbeauftragte aus Baden-Württemberg Cornelia Jäger habe die Ringelschwanzprämie sogar als riskant bezeichnet, so die Zeitung.

Während Christian Meyer aus Sicht der ISN seiner Ideologie ohne Wenn und Aber folgt, haben seine grünen Amtskollegen bzw. Kolleginnen die Brisanz einer Ringelschwanzprämie also längst erkannt.

 

AbL bleibt an der Leine

Einzig die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) folgt ihrem Verbündeten, dem Minister aus der Hauptstadt an der Leine, treu und unterstützt ihn laut eigener Pressemeldung gegen Kritik an dessen Ringelschwanzprämie.

Wieder einmal wurde der schon jüngst von Minister Meyer besuchte Neuland-Betrieb Schulz gegenüber dem Welt-Redakteur Exner von der AbL als Vorbild in Sachen Kupierverzicht genannt. Zudem hätte man laut AbL-Pressemeldung sogar weitere Betriebe zur Besichtigung anbieten können. Dabei geben selbst Insider von Neuland Probleme mit Schwanzbeißen in den eigenen Betrieben zu. Warum wird die Ringelschwanzprämie von der AbL so verteidigt? Will man diese Einnahmequelle aus öffentlichen Töpfen nutzen?

Die ISN stellt dagegen klar: Keine Ringelschwanzprämie zu Lasten des Tierschutzes!

Apropos Neuland: Die ISN wartet übrigens immer noch auf die von AbL-Presseprecher Eckehard Niemann aufgeworfenen Fragen zu den Ungereimtheiten im Neuland-Programm! Wurde hier ein Maulkorb verhängt? So war die Vermutung der ISN schon damals.

 

Ringelschwanzprämie und Initiative Tierwohl sind zwei Paar Schuhe

Und bevor wieder das Argument kommt, der Ringelschwanzbonus im Rahmen der Initiative Tierwohl sei doch vergleichbar, entgegnet ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack: Das sind zwei Paar Schuhe. Richtig ist: Ein Schweinehalter kann den Ringelschwanzbonus von 6 € je Schwein im Rahmen der Initiative Tierwohl nur bekommen, wenn er sich stufenübergreifend und begleitet von intensiver Beratung langsam an das Thema herantastet. Erst wenn es aufgrund der Ergebnisse in kleinen Tiergruppen verantwortbar ist, kann er diesen Bonus für seinen ganzen Betrieb in Anspruch nehmen. Dann gibt es den Ringelschwanz-Bonus allerdings zusätzlich zu den übrigen Boni aus dem Kriterienkatalog. In der Summe können die Boni bei der Initiative Tierwohl sogar bei weit über 20 € je Schwein liegen und damit auch höher als der beabsichtigte niedersächsische Ringelschwanzbonus. Aber das ist nicht entscheidend - sondern vielmehr, dass die Vorgehensweise in den beiden Systemen grundverschieden ist.

Staack vergleicht die Systeme mit dem Straßenverkehr: Während die Meyersche Ringelschwanzprämie einer Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit durch den Nebel gleich kommt, ist die Fahrgeschwindigkeit bei der Initiative Tierwohl – wie übrigens auch bei der NRW-Initiative – den Straßenverhältnissen angepasst. Welche Gefahr jeweils besteht, kann jeder selbst einschätzen.


Lesen Sie hier den Beitrag aus der Welt am Sonntag "Herr der Ringelschwänze"

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