13.04.2017rss_feed

Hendricks Umweltbewusstseinsstudie: Tierwohl beim Fleischeinkauf wichtiger als Umweltschutz

2017 Umweltbewusstseinsstudie

Tierwohlargumente wären für die Bundesbürger beim Fleischeinkauf ein wichtigerer Grund für höhere Preise als Umweltaspekte. Das soll zumindest die Umweltbewusstseinsstudie belegen, die von Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks und Dr. Harry Lehmann vom Umweltbundeamt (UBA) in Berlin vorgestellt wurde. Würde mehr Tierwohl garantiert als gesetzlich vorgeschrieben, wären gemäß der im Rahmen der Studie durchgeführten repräsentativen Umfrage 82 % bereit, deutlich mehr oder zumindest etwas mehr für das Fleisch zu zahlen.

 

Wollen Verbraucher mehr für Tierwohl bezahlen?

Fast genauso viele, nämlich 80 % der Befragten, gaben bei der Erhebung an, bereit zu sein, einen höheren Preis zu zahlen, wenn das Fleisch nach den Kriterien der ökologischen Landwirtschaft produziert wurde. Für 78 % trifft dies zu, wenn mehr Umweltschutz als gesetzlich vorgeschrieben garantiert würde. Zudem wurde von den Befragten versichert, Obst und Gemüse kaufen zu wollen, was äußerlich nicht dem Standard entspreche.

 

Angaben zur Zahlungsbereitschaft überschätzt tatsächliches Verhalten an der Ladentheke

Die Autoren der Studie räumen allerdings ein, dass die Angaben zur Zahlungsbereitschaft das tatsächliche Verhalten an der Ladentheke überschätzten und die Befragten sicherlich auch teilweise so antworteten, wie sie es für sozial erwünscht hielten. Lehmann sieht die Ergebnisse dennoch als wichtigen Hinweis auf einen Bewusstseinswandel.

 

Hendricks: Idee der Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen

Hendricks stellte fest, dass die Idee der Nachhaltigkeit grundsätzlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei. Umweltschutz werde generell nicht mehr als isoliertes Politikfeld wahrgenommen, sondern als Teil der Lösung für große ökonomische und soziale Herausforderungen. Die Ministerin widersprach Vorwürfen, sich in andere Politikbereiche einzumischen, für die sie nicht zuständig sei. Die negativen Auswirkungen durch den Verkehr oder die Landwirtschaft fielen auf sie zurück; von daher habe sie natürlich Interesse an diesen Politikfeldern.

 

Die ISN meint:

Diese Studie kann sich glanzvoll in die Reihe der vielen weiteren Umfragen zu diesem Thema einreihen. Nicht zum ersten Mal kommt heraus, dass der Verbraucher angeblich mehr Geld für Tierwohlfleisch ausgeben will. Immerhin haben die Autoren der Studie selbst erkannt, dass sich die Verbraucher bei der Zahlungsbereitschaft wohl selbst überschätzen. Denn genau das ist das Problem. Der Verbraucher gibt an, mehr zu zahlen, steht er jedoch vor dem Fleischregal entscheidet dann doch das Portemonnaie, welches Produkt genommen wird. Die noch immer verschwindend geringen Marktanteile für Bio- oder Tierwohl-Fleisch sprechen hier eine deutliche Sprache.

Auch schön, dass laut Bundesumweltministerin Hendricks die Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Allerdings können die Landwirte sich nicht zu mehr Nachhaltigkeit in der Tierhaltung entwickeln, weil dafür notwendige Umbauprozesse nicht genehmigt werden. Frau Hendricks stellt in der Öffentlichkeit regelmäßig Forderungen für mehr Tier- und Umweltschutz, setzt sich aber nicht dafür ein, dass die Zielkonflikte die zwischen den beiden Themen bestehen, aufgelöst werden. Statt sich weiterhin dauernd vor der Presse und mit sinnlosen Kampagnen zu verausgaben, sollte sie lieber mal ein Auge auf Niedersachsen werfen. Die niedersächsischen Minister haben nämlich genau das erkannt, was Frau Hendricks noch nicht aufgegangen ist. Dort hat im letzten Jahr ein interministerieller Arbeitskreis die Arbeit aufgenommen, um Konflikte zwischen Tier- und Umweltschutz zu ermitteln und Lösungen zu finden. Nur so haben Tierhalter eine Chance mehr Tierwohl in Ställen zu ermöglichen. Würde sich Frau Hendricks hier ins Zeug legen, könnte Sie endlich mal mit Fakten punkten. Und anstatt das Steuergeld für recht sinnfreie Verbraucherbefragungen zu verpulvern, wäre es mit Sicherheit besser in Projekten investiert, die fach- und sachdienliche Lösungsansätze für die skizzierte Problemlage liefern.

 


Hier finden Sie die Umweltbewusstseinsstudie 2016

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