Futtermittelwende
: Verzicht auf Sojaimport kostet Bundesrepublik rund 10 Mrd. Euro jährlich
Eine Studie des Gießener Instituts für Agribusiness (IAB) stellt fest, dass ein Verzicht auf Sojaimporte und die ausschließliche Versorgung der Landwirtschaft mit heimischen Eiweißträgern für die Bundesrepublik wirtschaftliche Einbußen von rund 10 Mrd. Euro jährlich bedeuten würde.
Der von NGO’s und Politik propagierte Trend zur Futtermittelwende
, also zur Reduzierung von Importen aus Lateinamerika und dem Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Europa, führt nach Ansicht der Agrarökonomen zu erheblichen Marktanteilsverlusten sowohl bei tierischen Produkten als auch bei Getreideerzeugnissen.
Selbstversorgung mit Eiweißen würde Weizen verdrängen
Zurzeit werden in Deutschland ca. 3% der Ackerfläche zum Anbau von alternativen Eiweißlieferanten und Sojabohnen genutzt, damit besteht laut der Studie eine Eiweißlücke von etwa 2,5 Mio Tonnen Rohprotein. Um diese Bedarfslücke ohne Importe zu schließen, müsste laut den Wissenschaftlern mehr als ein Fünftel der deutschen Ackerfläche zum Anbau von Ackerbohnen, Futtererbsen und Soja genutzt werden.
Verdrängungseffekte z.B. zu Lasten von Weizen wären die Folge, weshalb die Wissenschaftler bei einer solchen Umnutzung deutliche Produktions- und Exporteinbußen bei Getreide erwarten – und zwar zugunsten der internationalen Konkurrenz und der anderen EU-Mitgliedsländer. Allein für die Bundesrepublik würden sich die volkswirtschaftlichen Einbußen nach der IAB-Projektion auf rund 10 Milliarden Euro pro Jahr summieren.
EU-einheitliche Maßnahmen und politische Anreize schaffen
Grundsätzlich seien sowohl die Bundesrepublik als auch die EU auf die Einfuhr von Sojafuttermitteln angewiesen, da diese aufgrund ihrer hohen ökonomischen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften allen anderen Eiweißträgern überlegen sind, urteilt die Studie. Die Wissenschaftler empfehlen, Maßnahmen für einen geringeren Sojaimport wenn nicht im deutschen Alleingang, sondern EU-einheitlich zu ergreifen, und, statt den Agrarhandel in Frage zu stellen, stärker auf politische Instrumente und Anreize zu setzen.