07.06.2016rss_feed

Futtermittel ohne Gentechnik: Wer will das bezahlen?

Sojaschrot

Große deutsche Lebensmitteleinzelhändler wollen künftig bei den tierischen Erzeugnissen ihrer Eigenmarken nur noch gentechnikfreie Produkte anbieten. Dadurch würde die Nachfrage nach Futtermitteln ohne gentechnisch veränderte (GV-) Komponenten steigen.

 

Laut einer aktuellen Untersuchung des Johann-Heinrich-von-Thünen-Instituts in Braunschweig im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) wird die Ankündigung der Handelsunternehmen nicht durch eine knappe Verfügbarkeit von konventionellen Sojabohnen behindert.

Die entscheidendere Frage lautet nach Ansicht der Verfasser der Studie über Die Verfügbarkeit von nicht-gentechnisch verändertem Soja aus Brasilien vielmehr, wer für die höheren Kosten der gentechnik-freien Produkte aufkommen soll. Denn sie sehen weder bei der Mehrheit der Verbraucher noch bei den Akteuren der Wertschöpfungskette die Bereitschaft, für Futtermittel ohne Gentechnik mehr Geld auszugeben, fasst Dow Jones zusammen.

 

Brasilianer könnten innerhalb von zwei Jahren reagieren

In der vom BMEL beauftragten Studie geht es auch darum, ob die Umstellungsankündigung des Handels überhaupt realistisch ist unter dem Aspekt, dass zurzeit die weltweite Sojaproduktion zu mehr als achtzig Prozent auf gentechnisch veränderten Sorten basiert. Doch das Thünen-Institut sieht in dieser Hinsicht keine Lieferengpässe für Deutschland. Laut der Untersuchung ist vielmehr insgesamt davon auszugehen, dass die brasilianischen Sojabohnenerzeuger spätestens innerhalb von zwei Jahren auf eine höhere Nachfrage nach Nicht-GV-Sojaschrot aus Deutschland reagieren können.

 

Höhere Kosten für Nicht-GV-Soja

Problematischer erscheint den Thünen-Experten dagegen, dass in der Vermarktungskette von Nicht-GV-Soja im Vergleich zum GV-Soja höhere Kosten anfallen. Diese sind demnach nicht zuletzt auf Mehraufwand bei der Zertifizierung sowie der Kontrolle und Trennung der Warenströme zurückzuführen.

Doch wer soll diese höheren Kosten bezahlen, fragen die Verfasser der Studie - nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die hiesigen Verbraucher, anders als in Umfragen angegeben, weiterhin stark preisorientiert einkaufen.

Zudem ist nach der Analyse des Thünen-Instituts auch bei exportierten Teilstücken wegen zu geringer Nachfrage nach ohne Gentechnik-Produkten nicht davon auszugehen, dass die höheren Produktionskosten vergütet werden.

 

Risiko verbleibt auf der Produktionsstufe

Insgesamt verbleibe das höchste wirtschaftliche Risiko, das die Verwendung von Nicht-GV-Soja bzw. Nicht-GV-Futtermitteln mit sich bringt, bei den Futtermittelherstellern in Deutschland, resümiert das Thünen- Institut. Danach folgen demnach die weiteren Stufen der Vermarktungskette, wie Tierhalter, Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe.

Aber auch diese Beteiligten der Produktionskette werden demnach die mit einer gentechnik-freien Fütterung verbundenen Mehrkosten nicht vollständig an die nächste Vermarktungsstufe weitergeben können.

 

Vorbehalte gegen Ausweitung verständlich

Vor diesem Hintergrund erscheint es den Autoren der Untersuchung Thünen-Institut Gentechnikfreie Lebensmittel müssen auch bezahlt werden verständlich, dass Vorbehalte gegen eine Ausweitung der ohne Gentechnik-Produktpalette vor allem von den Unternehmen aus der Produktionskette geäußert werden. Eine Ausweitung des ohne Gentechnik-Angebots in Deutschland wird demnach also weniger durch die Verfügbarkeit von nichtgentechnisch verändertem Soja aus Brasilien eingeschränkt, sondern eher durch die Vermarktungskette, meint das Thünen-Institut.


Hier können Sie die Stellungnahme des Thünen-Instituts für das BMEL "Die Verfügbarkeit von nicht-gentechnisch verändertem Soja aus Brasilien" herunterladen

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