Fleischwirtschaft mauert gegen Jungebermast – ISN: Das ist eine Kampfansage an die Schweinehalter!
Der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) warnt vor dem begrenzten Markt an Eberfleisch und setzt ganz auf die Kastration unter Isoflurannarkose. (Screenshot VDF-Pressemitteilung)
Gut ein Jahr vor dem Ende der betäubungslosen Kastration bekennen immer mehr Akteure Farbe. Das tut auch der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) im negativen Sinne. Während Schweinehalter aus Norddeutschland als eine Vermarktungsalternative das 100.000 Improvac-Eber-Projekt
vorantreiben, macht der VDF Stimmung gegen die Jungebermast mit oder auch ohne Impfung und droht unverhohlen mit der Preiskeule. Damit macht er Druck auf die Schweinehalter, weiter zu kastrieren.
ISN: So nicht! Mit der Preiskeule zu drohen, um das Thema allein auf die Schweinehalter abzuwälzen, geht gar nicht. Ohne Frage verlangt der Markt weiterhin Kastraten – ohne Frage sind aber auch alle zugelassenen Alternativen zur betäubungslosen Kastration notwendig. In dieser Frage steht die Landwirtschaft geschlossen zusammen. Vielleicht stehen die Schlepper demnächst nicht nur am Brandenburger Tor sondern auch vor den Toren der Marktakteure (Schlachter, Fleischverarbeiter und Händler), die sich weiter stumpf verweigern. Die Devise muss heißen, nicht Abschläge für Jungeber, sondern Aufschläge für Sonderwünsche – also die Kastraten!
Eberprojekt macht Eindruck
Während die Isofluran-Alternative politisch in den Vordergrund gehoben wird, tut sich nun auch etwas bei der Vermarktung der Jungeber bzw. geimpften Jungeber. Das 100.000 Improvac-Eber-Projekt
der norddeutschen Schweinehalter hat Eindruck gemacht und verdeutlicht, es liegt nicht an den Schweinehaltern, dass es nicht voran geht. Gerade erst wurde das Projekt im Spiegel unter dem Titel Das
Eberprojekt vorgestellt. Bereits im Vorspann heißt es:
Sie (gemeint sind die Schweinehalter) wollen gar nicht mehr amputieren.
Fleischer- oder Maurermeister?
In Reaktion auf den Spiegel-Artikel warnt der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) sogleich vor dem begrenzten Markt an Eberfleisch und setzt ganz auf die Kastration unter Isoflurannarkose. In einer VDF-Meldung heißt es dann weiter …Nur mit der Zulassung von Betäubungsverfahren, die von Landwirten angewendet werden dürfen, wird sichergestellt, dass der Markt auch ab 2021 weiter problemlos mit Schweinefleisch aus Deutschland bedient werden kann.
Gleichzeitig droht der Verband mit der Preiskeule. Und die Haltung des Verbandes spiegelt sich auch in der Praxis einzelner Schlachter wieder.
Verfahren liegen auf dem Tisch
Die vier Alternativen liegen inzwischen auf dem Tisch, da beißt die Maus keinen Faden ab: Die Jungebermast mit oder ohne Impfung auf der einen Seite und die Kastrationsverfahren mit Betäubung per Inhalationsnarkose (Isofluran) oder per Injektionsnarkose (Ketamin/Azaparon) auf der anderen Seite. Weitere Verfahren werden zwar zukünftig kommen, bis Ende 2020 wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit keine weitere Alternative zugelassen. Deshalb haben wir uns in den vergangenen Monaten klar darauf konzentriert, die bestehenden Alternativen intensiv voran zu treiben. Schweinehaltern raten wir dringend, kümmern Sie sich jetzt um die Abläufe bei den Kastrationsalternativen und die Vermarktung Ihrer männlichen Schweine! Lassen Sie sich nicht mit Abschlägen – z.B. für geimpfte Jungeber – abspeisen!
Die ISN meint:
Der Schwarze Peter liegt eindeutig nicht bei den Tierhaltern, denn sie wollen alle zugelassenen Alternativen nutzen – speziell auch den Verzicht auf die Kastration. Den Schwarzen Peter hat sich jetzt der VDF ins Haus geholt. Verschiedene Schlachter erweisen sich nämlich in der Frage der Kastration mehr als Maurer- denn als Fleischermeister. Das reicht einfach nicht! Richtig ist, dass der Markt nicht ausgeblendet werden kann und wir deshalb auch alle Alternativen zur betäubungslosen Kastration – also auch die Kastration unter Betäubung – brauchen. In seiner Stellungnahme geht der VDF aber trotzdem in eine massive Abwehrhaltung gegenüber der Jungebermast (mit und ohne Impfung) und setzt hier wenig auf Weiterentwicklung. Gleiches spiegelt sich auch in den Abwehrreaktionen einzelner Schlachter wieder. Hier passt nicht zusammen, dass man auf der einen Seite erklärt, man müsse Erfahrung sammeln und auf der anderen Seite aber genau sagen kann, was nicht geht. Deshalb stellt man sich schon die Frage, wer hinter der Positionierung des VDF steckt. Die mauernden Marktakteure werden nun erklären und klar darlegen müssen, warum sie diese Abwehrhaltung einnehmen. Diese ist nämlich umso erstaunlicher, da sich auch gerade beim Lebensmitteleinzelhandel Bewegung in Richtung Kastrationsverzicht aufzutun scheint. Und es gibt auch Schlachter, die nun stärker auch auf geimpfte Jungeber schauen. Mit der Haltung des VDF und auch der zahlreicher Fleischer und Schachter holt man sich eindeutig den Schwarzen Peter ins eigene Haus.
Die Drohung mit der Preiskeule ist eine Kampfansage an die Schweinehalter. Das Thema allein auf diese abzuwälzen, geht gar nicht. Ohne Frage verlangt der Markt weiterhin Kastraten – ohne Frage sind aber auch alle zugelassenen Alternativen zur betäubungslosen Kastration notwendig. Die Devise muss aber heißen, nicht Abschläge für Jungeber, sondern Aufschläge für Sonderwünsche – also die Kastraten!
In der Frage der Kastration steht die Landwirtschaft geschlossen zusammen. Vielleicht stehen die Schlepper demnächst nicht nur am Brandenburger Tor sondern auch vor den Toren der Marktakteure (Schlachter, Fleischverarbeiter und Händler), die sich weiter stumpf verweigern!