28.01.2021rss_feed

Ferkelkastration: Klöckner fordert klares Bekenntnis zu allen Alternativen

Immunokastration ©ISN/ JAWORR

Immunokastration ©ISN/ JAWORR

Seit dem 1. Januar 2021 dürfen Ferkel in Deutschland entweder gar nicht mehr oder nur noch unter Betäubung kastriert werden. Die Umstellung auf eines der vier alternativen Verfahren zur betäubungslosen Kastration sei laut Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf Seite der Ferkelerzeuger gut angelaufen. Von Seiten der Wirtschaft hingegen gibt es weiterhin Vorbehalte, insbesondere gegen die Immunokastration. Anlässlich des gestrigen 5. Runden Tisches Ferkelkastration forderte Klöckner von den Beteiligten der Wertschöpfungskette mehr Akzeptanz und Offenheit für alle Verfahren.

ISN: Alle in Deutschland anerkannten Alternativen zur betäubungslosen Kastration müssen für die Schweinehalter offen gehalten werden. Ohnehin ist die Auswahl dieser Verfahren äußerst klein und darf deshalb nicht auch noch zusätzlich verkleinert werden. Es geht am Ende darum, dass möglichst viele Schweinehalter für ihren Betrieb eine – auch in schwierigen Marktphasen – gangbare Lösung finden.

 

Nach Einschätzung von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner ist nach dem Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration zu Jahresbeginn die Umstellung gut angelaufen, berichtet Agra Europe (AgE). Das ist ein bedeutender Fortschritt für den Tierschutz, erklärte die Ministerin beim virtuellen 5. Runden Tisch Ferkelkastration. Für die Tierhalter bedeute das jedoch einen höheren Aufwand und Investitionen, weshalb Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Handel frühzeitig eingebunden und aufgefordert worden seien, auf die alternativen Verfahren umzustellen. Von den Beteiligten der Wertschöpfungskette erwarte ich nun Offenheit für alle Alternativen, betonte Klöckner.

 

Immunokastration wird nicht flächendeckend akzeptiert

Das Ministerium habe die Wirtschaft mehrfach und frühzeitig vor Inkrafttreten des Verbotes der betäubungslosen Ferkelkastration aufgefordert, die drei bestehenden Alternativen und die Übergangszeit für deren Anwendung in der Praxis zu nutzen, hob die CDU-Politikerin hervor. Es bedürfe hierbei vor allem einer positiven und offenen Herangehensweise. Das Sorgenkind scheine jedoch nach wie vor die Immunokastration zu sein, die nach Auffassung des Ministeriums als ein nicht-chirurgischer Eingriff eigentlich besonders unterstützenswert sei. Die nicht flächendeckende Akzeptanz der Immunokastration in Deutschland werde schon länger diskutiert.

Im Laufe des vergangenen Jahres habe sich Klöckner, so das Ministerium, intensiv und wiederholt bei der Europäischen Kommission dafür eingesetzt, dass auch die Immunokastration im ökologischen Landbau angewendet werden könne. Nach erneuter Prüfung sei die Kommission jedoch bei ihrer Einschätzung geblieben, dass sie die Anwendung der Immunokastration im Ökolandbau nicht mit den EU-Vorschriften für die ökologische Produktion für vereinbar halte. Positiv sei jedoch, dass das 100.000-Improvac-Eber-Projekt mittlerweile zu einem 500 000-Improvac-Eber-Projekt geworden sei.

 

Die ISN meint:

Alle in Deutschland anerkannten Alternativen zur betäubungslosen Kastration müssen für die Schweinehalter offen gehalten werden. Ohnehin ist die Auswahl dieser Verfahren äußerst klein und darf deshalb nicht auch noch zusätzlich verkleinert werden. Durch die seit Jahresbeginn flächendeckende Umsetzung dieser Verfahren werden sich deren jeweiligen Vor- und Nachteile und ggf. Optimierungspotenziale bei der Anwendung zeigen. Möglicherweise werden je nach betrieblicher Einordnung auch noch in nennenswertem Maße Verfahren gewechselt. Es geht am Ende darum, dass möglichst viele Schweinehalter für ihren Betrieb eine – auch in schwierigen Marktphasen – gangbare Lösung finden.

 


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