08.06.2017rss_feed

Europäische Schweinehalter informieren sich in Norwegen über Schweinehaltung

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Der norwegische Schweinesektor setzt auf neueste Technologien in der Schweinezucht und einen engen Erfahrungsaustausch mit der Praxis, um Nachhaltigkeit und Tiergesundheit in den Betrieben weiter zu verbessern. Der Informationsaustausch auch über die Grenzen hinaus spielt hierbei eine große Rolle. Davon konnten sich die 260 Teilnehmer aus elf Ländern auf dem diesjährigen Kongress der Europäischen Schweineproduzenten (EPP – European Pig Producers) überzeugen, der Ende Mai in der norwegischen Hafenstadt Stavanger stattfand.

 

Abgeschotteter Schweinemarkt

Mit insgesamt 90.000 Sauen und durchschnittlichen Bestandsgrößen von 50 Sauen ist die norwegische Schweinehaltung sehr klein strukturiert. Drei Prozent landwirtschaftlich nutzbare Fläche, sowie Bestandsobergrenzen von 105 Sauen pro Betrieb und 2.100 produzierte Schlachtschweine pro Jahr lassen kaum weiteres Wachstum zu. Der Selbstversorgungsgrad für Schweinefleisch liegt dennoch bei nahezu 100 Prozent. Die norwegischen Schweinehalter profitieren davon, dass sie ihren Markt als Nicht-EU-Staat mit wirkungsvollen Handelsvorgaben von Billig-Importen aus der EU abschotten können. Dazu muss man wissen: Auch wenn die Norweger derzeit über ein nur geringes Wirtschaftswachstum klagen, ist die allgemeine wirtschaftliche Situation des Landes aufgrund der Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas in den letzten Jahrzehnten sehr gut.

Jahresgespräche über Zielpreis und Förderung

Die norwegischen Landwirte führen jährlich Gespräche mit der Regierung, in denen die Zielpreise für die einzelnen Produkte sowie die Förderungen festgelegt werden. Die Schweinepreise sind in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und liegen inzwischen etwa doppelt so hoch wie beispielsweise in Deutschland oder Dänemark. Gleichzeitig liegen die Produktionskosten aufgrund der deutlich anspruchsvolleren Haltungsbedingungen sowie höherer Futtermittelpreise auch erheblich über den Produktionskosten in den EU-Ländern.

 

Hohe Tierwohlstandards

Auch wenn in Norwegen schon seit vielen Jahren das Schwanzkupieren verboten ist und verschiedene Maßnahmen gegen das Schwanzbeißen unternommen werden, lässt sich nach Aussage von Praktikern das Schwanzbeißen nicht komplett vermeiden. In der norwegischen Sauenhaltung ist außerdem die sogenannte freie Abferkelung schon seit vielen Jahren Standard. EPP-Präsident Erik Thijssen stellte in seiner Begrüßungsansprache zum Jahreskongress auf die hohen Tierwohlstandards in Norwegen ein, die mittlerweile über unterschiedliche Label-Programme auch in vielen EU-Staaten angekommen sind. Die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette führt in Norwegen zu einem engen Kontakt zwischen Produzenten und Verbrauchern.

Eine Geschichte zum Lebensmittel erzählen

Ein Schwerpunkt des Kongresses lag daher auch bei den Verbraucherwünschen und den Herausforderungen, das im Vergleich zu anderen Fleischprodukten schlechtere Image von Schweinefleisch zu verbessern. Dies geschieht in Norwegen unter anderem durch eine von Produzenten gegründete Fondsgesellschaft Matprat, die Informationen zu Eiern und Fleisch über unterschiedliche Kanäle direkt an die Verbraucher spielt. Hierbei gilt es, Trends im Lebensmittelbereich aufzugreifen und Schweinefleisch modern zu vermarkten. Eigene Untersuchungen und Befragungen haben gezeigt, dass auch die Art der Verpackung sowie die Geschichte zum Lebensmittel (und damit auch zu dessen Produktion) eine entscheidende Rolle spielen. Es gilt einen Pigstyle zu entwickeln und diesen über geeignete Kampagnen zu verbreiten.

Nächstes Ziel Schweiz

Im Rahmen der EPP-Mitgliederversammlung am 25. Mai wurden offiziell zwei neue Ländergruppen gegründet, die das Netzwerk der Schweinehalter erweitern: Finnland und die Schweiz haben die dafür notwendige Mitgliederzahl überschritten und können somit auch einen Vertreter in den EPP-Vorstand entsenden. Die Schweiz hat am Abschlussabend bereits die EPP-Flagge von Norwegen übernommen und mit den Vorbereitungen des nächsten EPP-Kongresses begonnen, der vom 30. Mai bis 1. Juni 2018 in der Nähe von Luzern stattfinden wird.


Weitere Informationen zum EPP-Netzwerk finden Sie hier auf der EPP-Homepage

Die Vorträge des EPP-Congresses (in Englisch) können Sie hier abrufen

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