EU-Schweineschlachtungen: Spanien hat Deutschland jetzt eingeholt
Unter den EU-Mitgliedsländern brachte Spanien im vergangenen Jahr die meisten Schweine an den Haken (Bild ©Pixabay)
Das Schweine-Schlachtaufkommen in den EU-Mitgliedsländern hat sich im vergangenen Jahr unterschiedlich entwickelt. Spanien verzeichnete den größten Anstieg und überholte Deutschland damit nicht nur beim Schweinebestand, sondern erstmals auch bei den Schlachtungen, berichtet Agra Europe (AgE).
EU-Schlachtungen haben 2020 zugelegt
In den meldepflichtigen Schlachtbetrieben der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr etwas mehr Schweine geschlachtet worden als 2019. Wie aus vorläufigen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervorgeht, nahm die Zahl der geschlachteten Schweine um rund 640.000 Stück oder 0,3 % auf 243,29 Millionen Tiere zu. Grundlage für diese Daten sind Meldungen aus 25 Mitgliedstaaten; die Informationen aus den kleineren Produktionsländern Bulgarien und Griechenland fehlen noch.
Weil die Schweine rund 1 kg schwerer an die Schlachtbetriebe geliefert wurden, ging die Fleischerzeugung mit 1,3 % auf 22,90 Mio. t stärker nach oben als die Zahl der verarbeiteten Tiere. Ein Grund für die gestiegenen Schlachtgewichte sind die coronabedingten Verzögerungen bei der Vermarktung schlachtreifer Schweine in vielen EU-Staaten in den vergangenen Monaten.
Schlachtaufkommen: Spanien an der Spitze
Den Statistikern zufolge entwickelte sich das Schlachtaufkommen in den einzelnen EU-Staaten sehr unterschiedlich. So wies Spanien mit einem Zuwachs von 3,48 Millionen oder 6,6 % auf 56,46 Millionen Schweine mit Abstand den größten Anstieg auf. Damit haben die Iberer Deutschland nicht nur beim Schweinebestand, sondern erstmals auch bei den Schlachtungen überholt, denn hierzulande sank das Aufkommen um 3,5 % auf 53,21 Millionen Stück. Lediglich bei der Schweinefleischerzeugung hatte die Bundesrepublik mit 5,10 Mio. t aufgrund ihrer schwereren Tiere noch leicht die Nase vorn. Und dies, obwohl in Spanien die Fleischproduktion mit 8,2 % auf 5,02 Mio. t so stark wuchs wie nie zuvor.
Belgien und Dänemark holen auf
Ein überdurchschnittliches Wachstum von 4,0 % auf 11,15 Millionen Schweine am Haken wies laut Eurostat auch Belgien auf. Dies dürfte in Zusammenhang mit der zeitweisen Unterbrechung des Verkaufs von Schlachtschweinen nach Deutschland in Zeiten coronabedingter Betriebsschließungen stehen. Mehr zu tun hatten auch die dänischen Fleischhersteller, denn die Anlieferungen schlachtreifer Tiere nahmen gegenüber 2019 um 2,6 % auf 17,28 Millionen Stück zu; die höheren Schlachtgewichte ließen die Fleischerzeugung in Dänemark sogar um 6,5 % steigen. Auch hierbei dürfte die teilweise gestörte Lebendausfuhr nach Deutschland eine Rolle gespielt haben.
Schlachtungen in Deutschland und Niederlande beeinträchtigt von Corona-Folgen
Neben Deutschland blieben auch in den Niederlanden die Schweineschlachtungen 2020 unter dem Vorjahresniveau; diese gingen um 2,2 % auf 20,87 Millionen Stück zurück. Noch stärker fiel das Minus mit 7,6 % auf 10,61 Millionen Schweine in Italien aus, wobei Corona-Folgen den Import von Ferkeln und Schlachtschweinen behinderten. Insgesamt weniger Schweine wurden auch an die französischen und polnischen Schlachtbetriebe geliefert, doch sorgten in beiden Ländern höhere Schlachtgewichte für eine im Vorjahresvergleich recht stabile Schweinefleischerzeugung. Dies war in Portugal und Rumänien nicht der Fall; die Produktion ging dort um 2,2 % beziehungsweise 3,2 % zurück.