15.01.2018rss_feed

EU-Schweinepreisvergleich 2017 – Deutschland wieder nur Mittelmaß

Entwicklung der Europäischen Schweinepreise im Jahr 2017

Entwicklung der Europäischen Schweinepreise im Jahr 2017

Das Jahr 2017 zeigte zwei Gesichter für die europäischen Schweinehalter: Die erste, freundliche Jahreshälfte ermöglichte endlich wieder auskömmliche Preise. Die Freude währte jedoch nur kurz, denn die zweite Jahreshälfte war von einem regelrechten Absturz der Preise geprägt.

Knappes Angebot im ersten Halbjahr

In den ersten sechs Monaten konnten sich die Preise für Schlachtschweine sehr positiv entwickeln. Hier lagen die Preise quer durch Europa rund 20 % über dem Preisniveau des ersten Halbjahres 2016. Hauptgrund für die guten Preise war das in vielen EU-Ländern gesunkene Angebot an Schlachtschweinen. In der zweiten Jahreshälfte drehte sich der europäische Schlachtschweinemarkt. Ein wieder gestiegenes Angebot, gepaart mit sehr hohen Schlachtgewichten und eine schwache Nachfrage aus China setzten nach dem Sommer die Preise unter Druck. Zum Jahreswechsel lag der Durchschnittspreis der korrigierten Notierungen gerade einmal zwischen 1,24 EUR/kg in Belgien und 1,36 EUR/kg in Spanien und Dänemark.

 

Spanien vor Frankreich Europameister

Über die im Vergleich höchsten Erlöse unter den sieben bedeutendsten Schweine haltenden Ländern konnten sich die spanischen Erzeuger freuen. Hier erreichte die Notierung einen korrigierten Preis von 1,67 EUR/kg SG und lag damit um 16 Cent bzw. 11% über dem Niveau aus 2016. Gleichzeitig konnten die Spanier im Export bemerkenswerte Erfolge feiern. Durch die Erschließung neuer Märkte in Asien sowie Nord-, Süd- und Mittelamerika konnte Spanien als eines der wenigen europäischen Länder die Drittlandsexporte in 2017 auf einem stabilen Niveau halten.

Auf dem zweiten Platz und deutlichem Abstand folgt die französische Notierung mit umgerechnet 1,58 EUR/kg SG. Im Vergleich zum Vorjahr konnte sich die französische Notierung weniger gut entwickeln und stieg um gerade einmal 6 %. Die Ursachen dürften in der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit der französischen Schweinehaltung, insbesondere zum Nachbarland Spanien, liegen. Hier sind insbesondere die steigenden Kosten durch Umweltauflagen, eine geographisch ungünstige Lage der Haupterzeugerregion aber auch der begrenzte Zugang zu den Exportmärkten in Asien zu nennen.

Deutschland, Polen und Dänemark im Mittelfeld

Im Mittelfeld folgen Dänemark, Polen und Deutschland gleichauf mit einem Preis von 1,56 EUR. Während der dänische Preis nur um rund 10 Cent im Vergleich zum Vorjahr zulegen konnte, stiegen die deutschen Preise immerhin um knapp 14 Cent. Dabei war Deutschland relativ stark von den Exportrückgängen auf den Drittlandsmärkten getroffen. Gerade auf dem chinesischen Markt hatten deutsche Fleischhändler häufig das Nachsehen gegenüber der Konkurrenz. Gerade zu Jahresbeginn waren einige große deutsche Schlachtunternehmen für den chinesischen Markt gesperrt, aber auch bei der Zulassung weiterer deutscher Unternehmen konnten in 2017 keine Erfolge gefeiert werden. Die Gründe für das bessere Abschneiden der deutschen Notierung sind insbesondere im Inland zu finden. Das leicht gesunkene Angebot an Schlachtschweinen in den ersten Monaten führte zu höheren Fleischpreisen. Gerade während der Grillsaison waren Schweine gefragt und teuer. Insbesondere mittelständische Fleischverarbeiter litten massiv unter der Preissteigerung, viele mussten Insolvenz anmelden bzw. wurden von Wettbewerbern übernommen. Bemerkenswert stabil entwickelten sich die Preise in Polen angesichts der grassierenden afrikanischen Schweinepest. Die Gründe dürften insbesondere in der relativ geringen Abhängigkeit vom Drittlandsexport liegen.

Niederlande und Belgien auf den hinteren Rängen

Weniger erfreulich gestaltete sich das Jahr für die niederländischen und belgischen Schweinehalter mit korrigierten Notierungen von 1,51 bzw. 1,50 EUR/kg. Seit Jahren liegen die beiden Nationen mit einem sehr hohen Selbstversorgungsgrad nur auf den hinteren Rängen. Allerdings zeigen die Notierungen in diesen beiden Ländern nur die halbe Wahrheit. Gerade in den Niederlanden werden steigende Anteile der Schweine unter Tierwohllabel oder in vertraglichen Bindungen verkauft und mit Aufschlägen gelockt. Diese werden im Vergleich der Notierungen nicht abgebildet.

 

Ausblick 2018

Der schwache Start in das neue Jahr 2018 verbreitet aktuell wenig Optimismus. Die deutschen Schweinemäster und Ferkelerzeuger stehen angesichts der stark steigenden Kosten wieder einmal mit dem Rücken zur Wand. Allerdings hat das abgelaufene Jahr einmal mehr gezeigt, wie sensibel die Preise auf geringe Schwankungen bei den Angebotsmengen reagieren. Große Preisschwankungen sind also auch für 2018 zu erwarten.

In den offenen Märkten in Europa gilt es, die Balance zwischen Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Ansprüchen zu halten. Einzelbetrieblich stehen ebenfalls Herausforderungen bevor. Sei es bei den Fragen zur Haltung oder auch bei den neuen Rahmenbedingungen zur Düngegesetzgebung. Ob Tierwohlprogramme oder eine nährstoffreduzierte Fütterung: Landwirte sollten sich jetzt aktiv mit den brennenden Themen auseinandersetzen und die Möglichkeiten nutzen, die der Markt bietet.


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