11.06.2025rss_feed

Ein Jahr ASP in Hessen: Seuche eingedämmt - Lage bleibt weiterhin angespannt

ASP Hessen

Vor einem Jahr wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) erstmals in Hessen bei einem Wildschwein nachgewiesen. Die Zahl der amtlich bestätigten Fälle liegt mittlerweile über der 2.000-er Marke und die Lage ist nach wie vor angespannt, da wöchentlich neue ASP-Fälle hinzukommen. Mit großem Einsatz von Drohnen, Zäunen und enger Zusammenarbeit mit Jägern und Bürgern arbeitet Hessen daran, die Seuche einzudämmen. Hessens Landwirtschaftsminister Ingmar Jung zieht Bilanz und fordert weiterhin Geduld und Wachsamkeit aller Beteiligten, um langfristig seuchenfrei zu werden.

 

Am 15. Juni 2024 wurde bei einem Wildschwein bei Rüsselsheim erstmals das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen nachgewiesen. Die Bekämpfung der Tierseuche hat seit diesem ersten Fund höchste Priorität für das Hessische Landwirtschafts- und Umweltministerium (HMLU). Das Land hat umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung zu verhindern und die betroffenen Gebiete zu kontrollieren.

 

Effizientes Krisenmanagement seit dem ersten Fund

Direkt nach dem Ausbruch im Juni 2024 reagierte das Hessische Landwirtschaftsministerium mit dem Aufbau des Führungsstabs ASP, der Suchaktionen mittels Drohnen und Hunden im Gelände beauftragte, um schnell die Lage einschätzen zu können, und den sofortigen Bau von taktischen Elektrozäunen umsetzte. Unterstützt wurde der Zaunbau tatkräftig durch das Regierungspräsidium Darmstadt und HessenForst. Im Juli war der erste Schweinebetrieb im Kreis Groß-Gerau betroffen, insgesamt mussten im Sommer 2024 acht Betriebe und ein Wildgehege ihre Bestände unter tierärztlicher Aufsicht töten lassen. Internationale Veterinärexperten der EU-Kommission (EUVET) überzeugten sich bereits im Sommer 2024 vor Ort von der hessischen Strategie und bewerteten die Maßnahmen als vorbildlich. Ein erster Meilenstein war der Bau eines Fernriegel genannten Festzauns entlang der B45.

 

Wildschweinbekämpfung: Einrichtung von weißen Zonen

Als nächster Schritt folgt derzeit die Einrichtung von sogenannten Weißen Zonen. Dabei handelt es sich um fest umzäunte Gebiete, die schlussendlich als Wildschwein-freie Zonen zwischen dem Seuchengebiet und seuchenfreiem Gebiet entstehen sollen, um Infektionsketten zu unterbrechen. Auch außerhalb dieser Zone soll die Wildschweinpopulation durch Bejagung stark reduziert werden. Die meisten betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte, die ausschließlich im Regierungsbezirk Darmstadt liegen, haben für die Jägerschaft Abschussprämien ausgelobt, die durch das Land Hessen auf bis zu 200 Euro verdoppelt werden können.

 

Dialogveranstaltung und Öffentlichkeitskampagne Dein Handeln zählt

Parallel setzt das Landwirtschaftsministerium auf den direkten Austausch mit Betroffenen: Bei fünf regionalen Dialogveranstaltungen diskutierten rund 850 interessierte Bürger, Jäger und Landwirte mit Behörden und Fachleuten.
Unter dem Motto Dein Handeln zählt! hat das Hessische Landwirtschaftsministerium außerdem mit einer breiten Öffentlichkeitskampagne darüber informiert, wie wichtig die Einhaltung bestimmter Maßnahmen ist. Die Bürger wurden darauf aufmerksam gemacht, Speisereste richtig zu entsorgen, Zäune zu respektieren und Tore zu schließen sowie Wildschweinfunde zu melden.

 

Jung: Mit Geduld und Wachsamkeit weitermachen

Der Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest ist ein Marathon, kein Sprint. Das stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen – Landkreise, Kommunen, Jäger sowie Land- und Forstwirtschaft und Ehrenamtliche. Allen, die uns in diesem Kampf unterstützen, danke ich herzlich. Gleichzeitig bitte ich um Geduld: Wir haben die Seuche zwar erfolgreich eingedämmt, aber sie ist noch nicht besiegt, erklärt Landwirtschaftsminister Ingmar Jung. Es ist entscheidend, dass wir als Gesellschaft wachsam bleiben. Nur so können wir darauf hinarbeiten, dass Hessen langfristig wieder seuchenfrei wird, so Jung weiter.

 

Hessen stellte bisher 20,5 Mio. Euro für ASP-Bekämpfung bereit

Seit dem ersten bestätigten ASP-Fall am 15. Juni 2024 wurden hessenweit 5.804 Wildschweine bzw. Wildschweinkadaver beprobt. Davon sind 2.192 positiv getestet. Für die Kadaversuche wurden in Hessen bislang rund 256.000 Hektar Fläche mithilfe von Drohnen und rund 208.000 Hektar mit Suchhunden abgesucht (Stand: 10. Juni 2025). Es wurden ca. 280 Kilometer Festzaun und ca. 300 Kilometer mobiler Elektrozaun gebaut. Bisher hat das Land Sachmittel in Höhe von rund 20,5 Millionen Euro für Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP in Hessen verausgabt. Das HMLU setzt sich auf Bundesebene in verschiedenen Gremien gemeinsam mit anderen Ländern dafür ein, dass sich der Bund an den Kosten für die Bekämpfung der ASP beteiligt. Neben Hessen sind auch Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Sachsen von der Seuche betroffen.

 

Ausblick: Vollständige Wildschweinentnahme in weißer Zone

Um die ASP vollständig tilgen zu können, müssen nach erfolgreicher Etablierung der Weißen Zonen auch im Kerngebiet alle noch überlebenden Wildschweine entnommen werden. Grund ist, dass vermutlich nicht alle Kadaver von an ASP verendeten Wildschweinen gefunden und geborgen werden können, das Virus aber eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit in der Umwelt hat. Daher geht das Land davon aus, dass die ASP vorerst bestehen bleibt.


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