29.09.2017rss_feed

EEX: Sofortiges Ende im Handel mit Futures für Schweine und Ferkel

Seit dieser Woche können Futures für Schweine und Ferkel an der EEX in Leipzig nicht mehr gehandelt werden. Diese Entscheidung resultiere aus der Börsenrats-Sitzung am vergangenen Freitag, so geht es aus einem Bericht des Terminhandels Kaack hervor.

Die Kontrakte wurden 1998 an der RMX Hannover nach dem Vorbild der bereits bestehenden Märkte in Chicago entwickelt und das Interesse stieg um die Jahrtausendwende mit der BSE-Krise. Der Erfolg reichte allerdings nicht aus und auch eine Fusion der RMX im Jahr 2005 führte nicht zum Erfolg. Mitte 2009 folgte dann der Zusammenschluss mit der Eurex. Die Reise der Agrarfutures führte 2015 schließlich an die EEX in Leipzig. Während das Verkaufsinteresse der Erzeuger durchaus vorhanden war, habe es an Käufern gefehlt, so berichtet Kaack. Geschäfte seien auch aufgrund auseinander liegender Preisvorstellungen nicht mehr zustande gekommen.

 

Die ISN meint:

Aus Sicht der ISN ist das fehlende Interesse auf der Käuferseite teils unverständlich. Viele Fleischverarbeiter, insbesondere im Wurstbereich sind aufgrund deutlich steigender Preise im Rohstoffeinkauf im ersten Halbjahr 2017 in eine finanzielle Schieflage geraten. Diverse Insolvenzen waren die Folge. Mit den Futures für Schweine an der EEX stand ein Instrument zur Preisabsicherung zur Verfügung, das nicht genutzt wurde. Diese Chance ist nun vertan.

Bemerkenswert ist zudem das ausdrückliche Desinteresse am Futureshandel auf der Seite der großen, führenden Schlachtunternehmen. Sehenden Auges hat man die sich abzeichnende Einstellung der Futures zur Kenntnis genommen. Die Preisanpassungsmechanismen im Schweinefleischhandel bzw. die Einflussmöglichkeiten der großen Schlachtunternehmen auf den Erzeugerpreis sind offenbar so groß, dass man hier keinen Absicherungsbedarf über eine Warenterminbörse sieht. Anders als beispielsweise Getreide oder Kartoffeln sind lebende Schweine halt nicht lagerfähig, auch größere Erzeugerpreisanpassungen im Zweifel z.B. durch Kürzungen der Schlachtmengen kurzfristig zu erzwingen.

Ob das allerdings auf Dauer gilt, bleibt abzuwarten. Bei einem stagnierenden inländischen Fleischverzehr zeichnet sich eine zunehmende Exportabhängigkeit auch im Hinblick auf Preisentwicklungen ab. Auf der Erzeugerseite nimmt zudem die Anzahl der Betriebe deutlich ab. Ob auch zukünftig eine zunehmend kleinere Anzahl von Betrieben weiterhin die enormen Preisschwankungen auffangen kann, darf bezweifelt werden.


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