Donau-Soja: Gentechnikfreie Ware ausreichend vorhanden
Bezüglich der Versorgung mit GVO-freien Eiweiß-Futtermitteln in Deutschland und Europa gibt es derzeit höchst unterschiedliche Auffassungen. Der Verein Donau Soja hat nun berichtet, dass die Verfügbarkeit gentechnikfreier Rohstoffe trotz der angespannten Situation an den Agrarmärkten infolge des Ukraine-Kriegs von den Ölmühlen rund um Deutschland optimistisch eingeschätzt werde.
Höhere Anbaumengen könnten potenzielle Ausfälle abfangen
Nach einer Umfrage von Donau Soja bei wichtigen Ölmühlen in Deutschland, Österreich, Italien, Ungarn und der Ukraine scheine die Versorgung mit gentechnikfreiem Soja trotz des Ukraine-Krieges ausreichend zu sein.
Wie der Sprecher dieses Vereins für den gentechnikfreien Sojaanbau, Axel Grunt, bei einem Online-Pressegespräch in Frankfurt betonte, sei in der Europäischen Union sogar mit einem Soja-Rekordjahr
zu rechnen. Der Anbau in der Gemeinschaft dürfte nämlich zur Ernte 2022 im Vorjahresvergleich um 10 % bis 15 % ausgeweitet werden. Die zusätzlichen Mengen könnten potentielle Ausfälle der Ukraine und Russlands kompensieren, so Grunt.
Soja-Lagerbestände in der Ukraine hoch
Der Berater des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums und kaufmännischer Direktor der ATK Group, Vitaly Kushnir, bezifferte die Lagerendbestände an gentechnikfreien Sojabohnen im eigenen Land auf insgesamt 400.000 t. Dieses Volumen stehe für den Export in die EU bereit. Unterdessen werde permanent an einer Verbesserung der durch den Krieg erheblich gestörten Logistik per Bahn, Schiff und Lkw gearbeitet. Dabei komme Unterstützung aus EU-Ländern wie Polen, Ungarn und Rumänien.
Dem Fachmann zufolge sei die Situation mit Blick auf die diesjährige Ernte in der Ukraine bei den Sojabohnen deutlich besser als bei anderen Agrarprodukten. Gentechnikfreies Soja sei nach aktuellem Stand auf etwa 1 Mio. ha ausgesät worden. Mit dem Abschluss der Aussaat Ende Mai werde mit einem Gesamtareal von etwa 1,5 Mio. ha gerechnet; damit würde die Vorjahresfläche um 10 % bis 15 % übertroffen.
IGC prognostiziert höhere Sojabohnenerzeugung
Nach Angaben von Donau Soja bezog Deutschland 2021 schätzungsweise nur knapp 100.000 t gentechnikfreie Sojabohnen und 30.000 t Sojaschrot entsprechender Qualität aus der Ukraine; das seien nur rund 10 % des Bedarfs in der Bundesrepublik. Das europaweite Aufkommen an gentechnikfreien Sojabohnen für 2022 sieht der Verein bei 7 Mio. t. Der Internationale Getreiderat (IGC) prognostizierte zuletzt eine EU-Sojabohnenerzeugung von 2,9 Mio. t, nach 2,7 Mio t im Vorjahr.
Unterschiedliche Einschätzungen der Lage
Bezüglich der Versorgung mit GVO-freiem Sojaschrot gibt es derzeit höchst unterschiedliche Auffassungen. So hatte z.B. der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, in einem Offenen Brief an den Handel vor der Gefahr einer Verbrauchertäuschung bei der Kennzeichnung von Milchprodukten ohne Gentechnik
gewarnt, da die flächendeckende Versorgung des Marktes mit gentechnisch nicht veränderten Futtermitteln spätestens ab Herbst 2022 nicht mehr garantiert werden könne.