Deutsche essen weniger Schweinefleisch
Die Prozentzahlen scheinen auf den ersten Blick marginal, aber der Trend ist unverkennbar: Auch in den ersten Monaten 2017 haben die Deutschen gegenüber dem Vorjahr weniger Schweinefleisch gekauft. Der Rückgang des allgemeinen Fleischkonsums trifft besonders die Schweinebranche.
Minus 10 % im Januar und Februar
Im Vergleich zum Januar und Februar 2016 erwarben die Deutschen laut Daten der Gesellschaft für Konsumforschung in 2017 bisher 10 % weniger Schweinefleisch, berichtet die AMI, während Rindfleisch mit knapp 12 % ein starkes und Geflügel mit 1 % ein leichtes Plus verzeichnen. Die aktuell freundliche Marktsituation und die aufkommende Grilllaune der Verbraucher sprechen zwar dafür, dass der Frühling diese negativen Zahlen nicht so drastisch bestätigt. Dennoch bleibt der Konsum bereits seit Jahren rückläufig.
Schweinefleisch zwar Nummer 1, aber im Sinkflug
Auch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentliche jüngst Zahlen, nachdem jeder Deutsche 2016 rund 60 Kilogramm Fleisch gegessen habe. Das entspricht einem Rückgang von acht Kilogramm in 20 Jahren. Während die Geflügelnachfrage deutlich stieg, nahm der Verzehr von Schweinefleischprodukten im gleichen Zeitraum sogar um zehn Kilogramm ab. 1996 aßen die Deutschen 46 Kilo Schwein, 68 % vom Gesamtverbrauch – heute sind es noch 36 Kilogramm bzw. 60 %. Bei jeder 5. Mahlzeit landet Geflügelfleisch auf dem Teller, Rindfleisch bleibt mit ca. 16 % konstant gegenüber 1996.
Ein Grund für den sinkenden Schweinefleischkonsum ist der zunehmende Außer-Haus-Verzehr. Kantinen und Mensen bieten im Vergleich seltener Gerichte mit (Schweine)fleisch an, da ein wachsender Anteil der Bevölkerung aus verschiedenen Gründen für diese nicht als Konsument in Frage kommt.
Export lukrativ
Trotz der sinkenden Inlandsnachfrage ist die Produktion in Deutschland relativ konstant. Grund ist der florierende Export. Deutsches Schweinfleisch ist aufgrund der hohen Lebensmittelsicherheit und der Spitzenqualität weltweit gefragt und die Margen sind auf vielen Märkten lukrativer als beim Verkauf an den äußerst preisaggressiven deutschen Lebensmitteleinzelhandel.
Die ISN meint:
Der Anteil der Ausser-Haus-Verpflegung nimmt weiter zu und Geflügel- oder Rindfleisch erfreuen sich großer Beliebtheit, auch weil man den Konflikt mit Nicht-Schweinefleischessern umgehen kann.
Dass in den ersten beiden Monaten des laufenden Kalenderjahres private Haushalte rund 10 % weniger Schweinefleisch als noch 2016 kauften, bestätigt den bereits festgestellten Trend. Dass der Rückgang für Januar und Februar hoch erscheint, steht auch in Zusammenhang mit dem kalten Winter. Ist es kalt, steigt der Appetit auf Deftiges
. Dass der Preis für Rindfleisch im genannten Zeitraum um 4,8 % niedriger lag als im Vorjahreszeitraum, lässt die Roulade nochmal besser schmecken.
Unterstützung für den Schweinemarkt bietet natürlich der Export. Im vergangenen Jahr wurden knapp 4 Mio. t Schweinefleisch aus der EU ausgeführt, Deutschland ist dabei Hauptlieferant. Vor allem in Asien ist der Appetit auf Schweinefleisch groß. Vielen Kritikern ist dabei nicht klar, dass wir schon allein aus Gründen der Verwertbarkeit des Schweines auf den Export in andere Länder angewiesen sind. Die Verzehrgewohnheiten sind unterschiedlich. So schüttelt sich ein Deutscher beim Gedanken daran, ein Pfötchen oder Öhrchen vom Schwein auf dem Teller liegen zu haben. In China ist es eine Köstlichkeit, während wir hier Filet oder Schinken bevorzugen. Auch fette Teilstücke wie z.B. Bäuche stehen hier in der Käufergunst nicht weit oben.
Den inländischen (Schweine-)Fleischkonsum stabil zu halten, wird für die Branche auch in den nächsten Jahren eine wichtige Herausforderung sein. Fakt ist, dass der Qualitätsstandard des in Deutschland erzeugten Schweinefleischs unvergleichlich hoch ist. Auch die Bemühungen der Branche, den Anforderungen der Bevölkerung gerecht zu werden, sind hoch. Ein gutes Beispiel ist die Brancheninitiative Initiative Tierwohl
. Die Erzeuger haben das Bewusstsein für Veränderungen und Weiterentwicklung. Wichtig ist aber auch, Maß zu halten. Made in Germany
muss gut und bezahlbar bleiben, für Erzeuger und Verbraucher!