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Dänemark will Grenzzaun zum Schutz gegen ASP bauen

Geplante Grenzzäune zur ASP-Prävention

Geplante Grenzzäune zur ASP-Prävention

Die Gefahr eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in den bislang noch nicht betroffenen Staaten ist längst nicht gebannt. Nun kündigte der dänische Landwirtschaftsminister Esben Lunde Larsen an, den Bau von Wildzäunen entlang der Südgrenze – also der Grenze zu Deutschland – und weitere Maßnahmen zum Schutz der dänischen Schweinebranche ergreifen zu wollen. Dänemarks Versuch der Abschottung ist aus Sicht der ISN Aktionismus, ja sogar mehr Populismus als eine effektive Seuchenprävention.

 

Ein Zaun zwischen Dänemark und Deutschland

Laut Agra-Europe (AgE) sollen auf der rund 70 km langen deutsch-dänischen Grenze Zaunanlagen mit einer Höhe von 1,5 m angelegt werden, der Grenzverkehr nach dem Schengen-Abkommen werde nicht beeinträchtigt. Die Zustimmung des dänischen Parlaments steht noch aus. Dänemark begründet die Idee eines Grenzbaus mit den wirtschaftlichen Folgen eines ASP-Ausbruchs für die dänische Wirtschaft. Handelssanktionen könnten dann bis zu 1,5 Mrd. Euro kosten.

Ein Zaun werde nach Auffassung Minister Larsens die Zuwanderung von Schwarzwild wirksam unterbinden und zugleich die Bejagung des Wildschweinbestands auf dänischer Seite erleichtern.

 

Zweifel an dem Sinn

Kritik und Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines Zaunbaus zwischen Dänemark und Schleswig-Holstein äußerte auch Schleswig-Holsteins Umwelt- und Landwirtschaftsminister Robert Habeck gegenüber SpiegelOnline. So betonte Habeck die Bedeutung des Menschen bei der Übertragung des Virus.

Auch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) weist darauf hin, dass sich ASP vor allem über menschliche Aktivitäten über weitere Strecken verbreite, also über kontaminierte Lebensmittel oder unzureichend desinfizierte Viehtransporte.


Gemeldete Fälle von Afrikanischer Schweinepest bis Ende März 2018

Gemeldete Fälle von Afrikanischer Schweinepest bis Ende März 2018

Andere Situation in Tschechien

Anders zu bewerten ist ein Zaunbau im Kampf gegen ASP in östlicheren Ländern der EU. In Tschechien beispielsweise wurde der Bau eines Zauns nach dem Ausbruch der Seuche in der Region Zlin beschlossen, um die Abwanderung bereits infizierter Wildschweine zu verhindern und die Seuche einzudämmen.

Polen plant unterdessen einen Schutzzaun entlang der polnischen Grenze zu Weißrussland und der Ukraine auf einer Länge von 1.000 km. Eine Bejagung des Schwarzwildbestandes zur Minimierung des ASP-Risikos könne in Polen nicht erfolgreich sein, solange möglicherweise infizierte Tiere immer wieder über die Grenze nachrücken. Die polnische Regierung rechnet laut AgE nicht damit, dass die benachbarten osteuropäischen Länder die ASP in absehbarer Zeit in den Griff bekämen.

 

Schärfere Strafen bei Verstößen

Durchaus sinnvoll ist hingegen die von den Dänen geplante Verschärfung der Sanktionen für Verstöße gegen die Seuchenhygiene. Eine unzureichende Säuberung von Tiertransportfahrzeugen oder die illegale Einfuhr von möglicherweise kontaminierten Lebensmitteln sollen damit deutlich härter bestraft werden können als zuvor. Der vom dänischen Landwirtschaftsminister Larsen vorgelegte Maßnahmenkatalog umfasst des Weiteren die deutlich intensivierte Bejagung der heimischen Schwarzwildpopulation, die kostenlose Analyse der geschossenen Tiere, eine Intensivierung der bereits laufenden Informationskampagne zum Seuchenschutz und zum Umgang mit Lebensmittelresten in der Natur sowie verstärkte Kontrollen von Tiertransporten.

 

Die ISN meint:

Ein Grenzzaun gegen Wildschweine zwischen Dänemark und Deutschland mit dem Ziel, die Einschleppung der ASP zu vermeiden, ist mehr plakativer Aktionismus als eine sinnvolle Vorbeugemaßnahme. Der Zaun wird die Wildschweine nicht davon abhalten, den Weg nach Dänemark zu finden - zu kreativ ist diese Spezies. Der Grenzzaun ist nicht mehr ein Beruhigungsplacebo, wie der NDR richtigerweise seine Nachricht darüber betitelt. Die hier verschossene Energie sollte sinnvoller in andere Präventionsmaßnahmen gesteckt werden, um die weit riskanteren Übertragungswege zu kappen. Wichtigster Vektor ist und bleibt der Mensch selbst.


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