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Brandenburg zieht nach zwei Jahren ASP eine teils positive Bilanz – ISN: Viel ist schief gelaufen!

©Land Brandenburg

Am 10.09.2020 wurde erstmalig die Afrikanische Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein in Deutschland festgestellt. Betroffen war zunächst der Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg. Nun zieht das Bundesland Bilanz und bewertet positiv, dass sie Ausbreitung der Tierseuche nach Westen gestoppt werden konnte und die Infektionszahlen in Brandenburg derzeit deutlich rückläufig sind. Aktuell stehen in Brandenburg mehrere Restriktionsgebiete vor der Aufhebung.

ISN: Die Einordnung von Erfolg liegt wohl im Auge des Betrachters. Zwei Jahre ASP bedeuten auch zwei katastrophale Jahre für die schweinehaltenden Betriebe in der Region. Umso erfreulicher ist es, wenn Restriktionsgebiete endlich aufgehoben werden können. Aber man darf auch nicht verhehlen, dass es gerade in der Anfangszeit aber auch bis heute noch massive und berechtigte Kritik an der Umsetzung der Seuchenbekämpfung gab und gibt. Die nun scheinbar erzielten Erfolge müssen deshalb ein Ansporn sein, den Bekämpfungsdruck zu erhöhen und erst recht nicht nachzulassen.

 

Vor zwei Jahren, am 10. September 2020, wurde bei einem Wildschwein-Kadaver im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg – erstmals in Deutschland – die Afrikanische Schweinepest (ASP) amtlich festgestellt. In einer Pressemitteilung zog das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg diese Woche eine Bilanz und gab sich dabei hoffnungsvoll.

 

Infektionszahlen rückläufig

Durch intensive Fallwildsuche, das Aufstellen von Wildschwein-Zäunen und die Entnahme des Schwarzwilds aus den Restriktionszonen sei es den betroffenen Landkreisen unter Koordination des Landeskrisenzentrums in den vergangenen 24 Monaten gelungen, die ASP im Osten des Landes zu halten. Dank der Bekämpfungsmaßnahmen seien außerdem in den Kerngebieten die Fallzahlen in den vergangenen Monaten stark rückläufig: Während es in den ersten zwölf Monaten seit Auftreten der ASP rund 1.600 amtlich bestätigte ASP-Fälle in Brandenburg gab, waren es in 2022 von Januar bis Anfang September insgesamt nur rund 300, resümierte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher. Dieser deutliche Rückgang sei eine sehr gute Entwicklung.

 

Brandenburg stellte bisher 73 Mio. Euro für ASP-Bekämpfung bereit

In den vergangenen zwei Jahren habe Brandenburg rund 73 Millionen Euro an Landesmitteln für die Bekämpfungsmaßnahmen bereitgestellt und dafür unter anderem etwa 1.800 Kilometer an Festzäunen errichtet. Zudem konnten mit einer Förderrichtlinie die anfallenden Mehrkosten bei der Vermarktung im Bereich der Veterinär- und Transportkosten für die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe abgemildert werden, erläuterte Agrarminister Axel Vogel. Darüber hinaus wurden die Jägerinnen und Jäger in den vergangenen drei Jagdjahren mit 3,3 Millionen Euro für die verstärkte Erlegung von Wildschweinen unterstützt.

 

Weitere Restriktionsgebiete vor Auflösung

Zur Bekämpfung der ASP seien in Brandenburg bisher insgesamt zehn Kerngebiete eingerichtet worden. Die beiden zuerst betroffenen Kerngebiete (Kerngebiet 1 und 3) in den Landkreisen Oder-Spree, Spree-Neiße und Dahme-Spreewald konnten im Mai 2022 aufgehoben werden, da hier seit mehreren Monaten keine neuen ASP-Fälle festgestellt wurden. Verbraucherschutzministerin Nonnemacher zeigte sich optimistisch, dass in den kommenden Monaten weitere Restriktionszonen aufgehoben werden können. Dennoch müsse man wachsam bleiben, das zeigten auch neue Funde im Landkreis Spree-Neiße und in Westpolen in unmittelbarer Nähe der deutsch-polnischen Grenze. Sie richtete ebenfalls einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger, wachsam zu bleiben und keine tierischen Lebensmittel bzw. Abfälle wie Wurstbrote zum Beispiel an Autobahnrastplätzen wegzuwerfen oder Speisereste auf den Kompost zu entsorgen

 

Brandenburg drängt auf neues Konzept zum Schutzkorridor zu Polen

Damit Deutschland nach EU-Recht als ASP-frei gilt, dürfte ein Jahr lang kein Seuchenfall auf deutschem Boden gefunden werden, was die Errichtung eines Schutzkorridors an der Grenze zu Polen erforderlich machte. Brandenburg drängt deshalb auf Gespräche mit Brüssel zum Konzept eines Schutzkorridors entlang der Grenze. ASP-Funde östlich der Schutzzone sollen dann nicht mehr Deutschland zugerechnet werden.

 

Die ISN meint:

Die Einordnung von Erfolg liegt wohl im Auge des Betrachters. Zwei Jahre ASP bedeuten auch zwei katastrophale Jahre für die schweinehaltenden Betriebe in der Region. Viele von Ihnen haben längst aufgegeben. Deshalb ist die mögliche Auflösung von Restriktionsgebieten natürlich endlich ein erfreulicher Hoffnungsschimmer. Aber man darf auch nicht verhehlen, dass es gerade in der Anfangszeit aber auch bis heute noch massive und berechtigte Kritik an der Umsetzung der Seuchenbekämpfung gab und gibt. Ohne die unendlich vielen Fehler, die – nicht nur in Brandenburg – gemacht wurden, wäre man mit der ASP-Bekämpfung deutlich weiter. Scheinbar greifen die getroffenen Maßnahmen inzwischen trotzdem besser. Fatal wäre es aber, sich nun in falscher Sicherheit zu wiegen und nachzulassen. Im Gegenteil ist es wichtig, dass die Bekämpfungsmaßnahmen weiter intensiviert und mit aller Konsequenz durchgezogen werden. Aus Sicht aller deutschen Schweinehalter ist es absolut richtig auch weitergehende Maßnahmen auf den Weg zu bringen, um die ASP in Deutschland zurückzudrängen.

 


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