18.12.2017rss_feed

Ausblick auf den Schweinemarkt 2018: Was können Schweinehalter erwarten?

ISN-Marktexperte M. Quaing

Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu. In einem Interview zieht ISN-Marktexperte Matthias Quaing ein Fazit der Marktsituation des letzten Jahres und gibt einen Ausblick für das Jahr 2018.

 

Herr Quaing, aktuell wird in den Medien über die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebe berichtet. Die Veredlungsbetriebe schnitten endlich mal wieder überdurchschnittlich ab. Wie bewerten Sie die Ergebnisse?

In der Tat, das abgelaufene Wirtschaftsjahr war für Ferkelerzeuger und Mäster endlich wieder ein Jahr, in dem schwarze Zahlen geschrieben wurden. Die Futterkosten lagen zum Leidwesen der Ackerbaubetriebe auf einem relativ geringen Niveau, gleichzeitig waren die Erlöse höher als im Durchschnitt der Vorjahre. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die vorangegangenen Jahre insbesondere für Ferkelerzeuger katastrophal waren und ein gutes Jahr nicht die Löcher von mehreren schlechten Jahren schließt.

 

Also gilt das Gesetz des Schweinezyklus, dass nach schlechten Jahren wieder gute Jahre folgen, immer noch?

Ja und Nein. Früher war es so, dass Schweinehalter das verdiente Geld für den Bau neuer Ställe verwendet haben. Dadurch vergrößerte sich das Angebot, was nach einiger Zeit wieder auf die Schweinepreise drückt. Allerdings sind heute die Schweinebestände in Deutschland seit Jahren relativ stabil. Der Stallbau ist in Deutschland nahezu zum Erliegen gekommen. Heute ist der globale Einfluss wesentlich größer, da die internationalen Preise durch den Handel eng miteinander verknüpft sind. Ein steigendes Angebot in Spanien und den USA hat also direkten Einfluss auf unsere Preise.


China Export

Wie haben sich denn die internationalen Märkte entwickelt?

Der erste Blick geht nach China. Hier stehen annähernd 50 % der weltweiten Schweinebestände und gleichzeitig wird hier das meiste Schweinefleisch gegessen. Der chinesische Schweinemarkt unterliegt aktuell einem grundlegenden Umbau, der im Wesentlichen staatlich gelenkt ist. Durch die enormen Umweltprobleme in den bevölkerungsdichten Regionen wird die Schweinehaltung in Richtung Westen verlagert. Die Abstockung der Sauenbestände hat in 2016 für einen Importboom gesorgt, der sich im laufenden Jahr jedoch wieder abgekühlt hat. In 2017 dürfte nur noch 50 % der Menge von 2016 aus Deutschland nach China ausgeführt werden.

Insgesamt wächst der globale Fleischbedarf jedoch seit Jahren. Insbesondere in Asien fragt die Bevölkerung mit steigendem Einkommen mehr Fleisch nach. Dieser Trend wird weiter anhalten.

 

Wie haben sich die anderen großen Exportnationen entwickelt?

Mit Ausnahme von Europa haben die großen Exporteure ihre Bestände aufgestockt. Insbesondere die USA haben Ställe gebaut und dehnen die Produktion im Durchschnitt jährlich um rund 3 % aus. Noch stärker sind die Bestände in Russland mit einem Plus von jährlich rund 5 % gestiegen. Die russische Fleischwirtschaft wird aktuell jedoch durch die Afrikanische Schweinepest hart getroffen.

 

Wagen Sie einen Ausblick: Welche Entwicklung wird im kommenden Jahr für Europa erwartet?

Das Angebot dürfte europaweit minimal steigen. Überdurchschnittlich steigen dürfte die Erzeugung in Spanien und Dänemark. Hier haben die Schweinehalter im vergangenen Jahr besonders gute Zahlen erwirtschaftet. Mit abnehmenden Beständen wird für Italien, Belgien oder auch Frankreich gerechnet. Der Strukturwandel, zunehmende internationale Konkurrenz oder auch steigende Umweltkosten machen den Schweinehaltern ähnlich wie in Deutschland in diesen Ländern zunehmend zu schaffen.


Preisentwicklung

Was erwarten Sie für Deutschland?

Für Deutschland werden im Großen und Ganzen stabile Bestandszahlen erwartet. Allerdings sehe ich die Gefahr, dass die Sauenhaltung in Deutschland besonders zum Ende des kommenden Jahres einen erheblichen Strukturbruch erleiden wird. Dann enden mehrere Fristen, z.B. hinsichtlich des Platzbedarfs in der Gruppenhaltung tragender Sauen. Der gravierendste Einschnitt wird das Ende der betäubungslosen Ferkelkastration sein, die das Tierschutzgesetz ab 2019 verbietet. Ein solches Gesetz gibt es in den Nachbarländern Deutschlands nicht.

 

Können wir Ihnen Preisprognosen entlocken?

Meistens kommt es doch anders, weil die letzten 2-3 % im Angebot bzw. in der Nachfrage über den Preis entscheiden.Aber die vergangenen Wochen mit einem hohen Angebot und Preisdruck durch die Schlachtunternehmen haben bereits einen Vorgeschmack gegeben, wie es kommen könnte. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag der Schweinepreis bei ca. 1,54 €. Ob das kommende Jahr über oder unter diesem Schnitt liegt, wage ich nicht vorherzusagen.

 

Wie sollten Landwirte damit umgehen?

Umso wichtiger ist es, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Nutzen Sie die Möglichkeiten im Einkauf und der Vermarktung. Bei vielen Betrieben gibt es erhebliche Reserven. Unsere Internet Schweinebörse gibt z.B. einen Hinweis, welche Aufschläge aktuell am Markt gezahlt werden.

Zunehmend gibt es Regional- und Tierwohlprogramme. So sind z.B. deutsche Ferkel und Mastschweine immer stärker in der Vermarktung gefragt, was sich auch in den steigenden Aufschlägen abbildet. Auch wenn es noch Nischen sind, sollten wir diese bedienen.


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