12.10.2016rss_feed

Alternativen zur betäubungslosen Kastration – was sagt der Verbraucher dazu?

Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration

Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration

Der 1. Januar 2019, also das Ausstiegsdatum aus der betäubungslosen Ferkelkastration, rückt unaufhaltsam näher. Erstmals wurde nun eine Studie dazu veröffentlicht, wie die Verbraucher über die Alternativen zur Ferkelkastration denken.

Danach weisen sowohl die Kastration mit Schmerzausschaltung, die Jungebermast und die Immunokastration ein gewisses Skandalisierungspotenzial beim oft unwissenden Verbraucher auf.

 

Wie? Es gibt männliche und weibliche Schweine?

Die durch den QS-Wissenschaftsfonds geförderte Erhebung bestätigt, dass Verbraucher für Skandalisierungen der Umstände der Ferkelkastration und Ebermast empfänglich sind. Demnach kämpfen die Kunden mit einem unauflöslichen Gewissenskonflikt (Lust auf Fleisch auf der einen und die Belastung, sich an Mitgeschöpfen zu versündigen auf der anderen Seite). Kritische Berichterstattung und öffentliche Aufmerksamkeit treffen bei ihnen schnell auf offene Ohren und sie glauben ungeprüft verschiedenen Negativbotschaften, stellen die Studienmacher heraus. Im Zuge der Studie fiel auf, dass Verbraucher sich Ferkel als geschlechtslose Wesen vorstellen und das Thema Ferkelkastration kaum bekannt ist. Bei solcher Unwissenheit ist auch klar: Skandalisierungspotenzial bieten alle drei untersuchten Alternativverfahren zur betäubungslosen Ferkelkastration (Kastration mit Schmerzausschaltung/Betäubung, Jungebermast mit Impfung und Jungebermast). Das Ausmaß ist jedoch unterschiedlich:

Kastration unter Schmerzausschaltung

Konfrontiert mit der Ferkelkastration mit Schmerzausschaltung/Betäubung ziehen Verbraucher Vergleiche zur Kastration bzw. tierärztlichen Behandlung ihrer Haustiere und können das Verfahren akzeptieren. Dementsprechend sehen die Studienmacher für dieses Verfahren das insgesamt geringste Skandalisierungspotenzial der drei Verfahren.

 

Jungebermast

Der Jungebermast und der damit verbundenen notwendigen Geruchsdetektion brachten die Studienteilnehmer größere Zweifel entgegen. Auch das höhere Aggressionsverhalten der Jungeber stellen sich die befragten Verbraucher furchtbar vor. Hier ergebe sich daher ein mittleres bis hohes Skandalisierungspotential, obwohl die Vermeidung der schmerzhaften Kastration im Prinzip begrüßt wird.

 

Immunokastration

Die größte Skepsis äußerten Verbraucher gegenüber der Jungebermast mit Impfung. Unter anderem wird der Behauptung, dass der Einsatz ohne Rückstände vonstattengeht, nicht geglaubt. Hinter dem Einsatz der Pharmapräparate wird gar eine Verschwörung industrieller Kräfte vermutet. So gehen die Macher der Studie hier vom insgesamt höchsten Skandalisierungspotential der drei verglichenen Verfahren aus.

 

Keine nachhaltigen Auswirkungen auf den Fleischverzehr?

Die Studie zeigt jedoch auch, dass die Berichterstattung zu den Alternativverfahren aller Voraussicht nach keine nachhaltigen Auswirkungen auf den Fleischkonsum haben wird. Denn die Verbraucher wollen nach kurzer Zeit wieder zum normalen genussreichen Fleischkonsum zurückkehren.

 

Die ISN meint:

Interessante Studie mit wenig überraschendem Ergebnis. Erschreckend aber ist das geringe Wissen der Befragten um die Schweine. Wer nicht einmal ahnt, dass es männliche und weibliche Schweine gibt, der ist natürlich offen für jegliche Stimmungsmache – egal, wie viel Wahrheit dahinter steht. Das Skandalisierungspotenzial ist deshalb allgegenwärtig. Angesichts der Ergebnisse sind jetzt umso mehr der Lebensmitteleinzelhandel und die Fleischverarbeiter gefragt, klare Signale zu setzen, wo die Reise beim Fleisch hingeht – und zwar nicht nur für das Frischfleisch sondern besonders auch bei der verarbeiteten Ware. Anders können die deutschen Schweinehalter dem internationalen Wettbewerb mit ungleichen Gesetzesvorgaben nicht standhalten.


Die vollständigen Studienergebnisse finden Sie hier.


Mehr Informationen zu den aktuellen Standpunkten der Lebensmittelhändler finden Sie u.a. hier

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