09.10.2015rss_feed

Verbraucher wollen mehr Tierwohl, als sie sich leisten können

Philipp Schulze Esking bei der Diskussion

Philipp Schulze Esking bei der Diskussion

Agrarwissenschaft trifft auf Vertreter aus Politik, Handel, Verbraucher-, Tierschutz und der praktischen Landwirtschaft. Zusammen fragten sie sich, Wie viel Tierwohl wollen wir uns leisten?

 

Anlass für das Treffen war eine Tierwohltagung in Göttingen. Über zwei Tage stellten 22 Doktoranden der Universitäten Göttingen und Vechta , der Hochschule Osnabrück sowie der Tierärztlichen Hochschule Hannover ihre Forschungsergebnisse vor, die sich mit dem Thema Tierhaltung im Spannungsfeld von Tierwohl, Ökonomie und Gesellschaft beschäftigen.

 

Das Treffen mündete in einer Podiumsdiskussion am zweiten Tag, der 140 Interessierte lauschten. Dr. Ludger Breloh, REWE Group, Dr. Katharina Kluge, BMEL, Dr. Anke Zühlsdorf, Agrifood Consulting, Stefanie Pöpken, Provieh und Philipp Schulze Esking, stellvertretender ISN-Vorsitzender sprachen darüber, dass der Tierwohlgedanke in der heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinne. Viele Verbraucher sorgen sich um das Wohlergehen landwirtschaftlicher Nutztiere und fordern eine stärkere Berücksichtigung des Tierwohls im Produktionsprozess.


Publikum der Tierwohltagung in Göttingen

Publikum der Tierwohltagung in Göttingen

Tierwohl fördern - Initiative Tierwohl finanzieren?

Ein spannendes Zwiesgespräch, was die Landwirtschaft leisten kann und wie sie entschädigt werden sollte, entwickelte sich dabei zwischen dem Lebensmittelhändler Breloh und dem Praktiker Schulze Esking.

Die REWE hat sich die Förderung von Tierwohl daher auf die Fahnen geschrieben. Der Verzicht auf nicht-kurative Eingriffe, wie die Ferkelkastration oder das Schwänze kupieren sei dabei für die Rewe Group entscheidend, erklärte Dr. Ludger Breloh in der Runde und fügte hinzu: Wir sind Teil des Problems also müssen wir auch Teil der Lösung sein. Um mehr Tierwohl in die Ställe zu bringen könne man sich als Unternehmen über vertikale Integration Gedanken machen oder Sektor übergreifend handeln. Die Rewe habe sich für letzteres, also die Beteiligung an der Initiative Tierwohl, entschieden und die Akzeptanz der Landwirte sei höher als gedacht.

Warum man dann nicht einfach erfolgreich bei der ITW weitermache und finanziell aufstocke, warf Philipp Schulze Esking ein. Ja, wir brauchen eine breitere Finanzierung der Initiative Tierwohl. Es ist das richtige Modell, aber die Kosten müssen auch auf andere Vertriebsschienen überwälzt werden. Die immerwährende Forderung an den LEH dahingehend den Topf aufzustocken, kann nicht die Lösung sein, forderte Breloh.

 

Spannungsfeld Ökonomie und Gesellschaft

Das ist auch Sicht von Schulze Esking unbefriedigend: Wir sind als Landwirte offen für Veränderungen und wollen mitgestalten und tun dies auch schon an vielen Stellen. Doch stelle ich immer wieder fest, dass wir wohl auch die einzigen sind, die immer wieder auf das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Gesellschaft hinweisen müssen. Man müsse dem Verbrauchern die Tierhaltung mehr erklären, aber auch dann sei es noch schwer sie von höheren Preisen zu überzeugen, stellte auch die Tierschützerin Pöpken fest.

Das Grunddilemma der fehlenden Zahlungsbereitschaft für mehr Tierwohl brachte Unternehmensberaterin Zühlsdorf auf eine spannende Erkenntnis zusammen: Die Verbraucher wollen mehr Tierwohl, als sie sich leisten können.


arrow_upward