03.03.2023rss_feed

Junge ISN Mitgliederversammlung: Höhere Haltungsformen – wie sieht die Zukunft der Schweinehaltung aus?

Die JISN-Mitglieder interessierten sich besonders für die technischen Umbaumaßnahmen, das tägliche Management und das Verhalten der Schweine mit dem neuen Stroh- und Außenklimabereich. ©ISN

Die JISN-Mitglieder interessierten sich besonders für die technischen Umbaumaßnahmen, das tägliche Management und das Verhalten der Schweine mit dem neuen Stroh- und Außenklimabereich. ©ISN

Der Lebensmitteleinzelhandel hat angekündigt, in Zukunft mehr Tierwohlfleisch verkaufen zu wollen. Doch bisher stellen Offenställe in der Schweinehaltung in Deutschland eine Nische dar. Im Rahmen der Mitgliederversammlung war die Junge ISN diese Woche im Münsterland unterwegs und hat einen neuen Offenstall besichtigt. Anschließend diskutierten die Junglandwirte mit Christian Terkatz über das partnerschaftliche Markenfleischprogramm BauernLiebe des Fleischhofs Rasting (Tochterunternehmen der EDEKA) und der Westfleisch sowie mit Matthias Quaing (Geschäftsführer ISW GmbH) über die Chancen höherer Haltungsstufen am Schweinemarkt.

 

Offenställe gehören in der Schweinehaltung bislang zur Nische

Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel hat 2021 angekündigt, zukünftig mehr Tierwohlfleisch verkaufen zu wollen und Teile des Sortiments bis 2030 komplett auf die Haltungsformen 3 und 4 umzustellen. Die Realität sieht bisher noch anders aus: Höhere Haltungsformen und Offenställe gehören in der Schweinehaltung zur Nische und sind noch nicht so weit verbreitet wie der Lebensmittelhandel öffentlich darstellt. Gleichzeitig wollen sich insbesondere junge Schweinehalter zukunftsfest aufstellen, loten Umbaumöglichkeiten hin zu höheren Haltungsformen und deren Marktchancen aus. Gute Gründe also, um sich im Rahmen der Mitgliederversammlung der Jungen ISN mit dem Thema auseinanderzusetzen.


Stalleinblick: Jeder BauernLiebe Stall ist anders   (Foto: ©ISN)

Stalleinblick: Jeder BauernLiebe Stall ist anders (Foto: ©ISN)

Erfahrungsaustausch über die Besonderheiten eines Außenklimastalls

Bei frischem Wetter und Sonnenschein besichtigten die jungen Schweinehalter diese Woche einen Betrieb nahe Greven im Münsterland. Um sich für die Zukunft aufzustellen haben Vater und Sohn gemeinsam beschlossen, einen Teil ihrer Schweineställe zu Außenklimaställen umzubauen. Durch den bestehenden Kontakt zum Unternehmen Westfleisch lag es nahe, die Tiere über das partnerschaftliche Markenfleischprogramm BauernLiebe des Fleischhofs Rasting (Tochterunternehmen der EDEKA) und der Westfleisch zu vermarkten, in dem 40% mehr Platz, ein überdachter Auslauf mit Stroheinstreu, GVO-freies Futter und Raufutter vorgeschrieben sind. Außerdem müssen die Schweine mit Blick auf Regionalität und kurze Transportwege in Nordrhein-Westfalen (NRW) aufgezogen werden. Viele Fragen hatten die JISN-Mitglieder zu den technischen Umbaumaßnahmen, zum täglichen Management sowie zum Verhalten der Schweine mit dem neuen Stroh- und Außenklimabereich.

Jeder BauernLiebe-Stall ist anders

Schon bei der Stallbesichtigung wurde deutlich, dass kein Offenstall wie der andere ist. Die Familie berichtete, dass sie vor dem Umbau viele Offenställe besichtigt haben, um von Anfang an möglichst viele Fehler auszumerzen und die beste Lösung für ihren Betrieb zu finden. Auch Christian Terkatz vom Fleischhof Rasting bestätigte bei seinem Vortrag: Jeder BauernLiebe-Stall ist anders! Von ihm wurde das Markenfleischprogramm BauernLiebe im Detail vorgestellt, welches an den Frischfleischtheken in teilnehmenden EDEKA-Märkten und Marktkauf Geschäften in der Region Rhein-Ruhr im Sortiment geführt wird.

Bei den Fragen der JISNler rund um den Einstieg in das Programm stellte Terkatz klar: Das Kontigent an Betrieben ist begrenzt. Aktuell werden pro Woche ca. 3.500 Schweine darüber vermarktet, bis 2026 soll die Anzahl aber noch steigen.


Neben dem Markenfleischprogramm von Rasting ging es auch um die Pläne von Landwirtschaftsminister Özdemir zur staatlichen Haltungskennzeichnung  ©ISN

Neben dem Markenfleischprogramm von Rasting ging es auch um die Pläne von Landwirtschaftsminister Özdemir zur staatlichen Haltungskennzeichnung ©ISN

Welche Marktchancen gibt es für höhere Haltungsformen?

Matthias Quaing, Geschäftsführer der ISW GmbH, skizzierte in seinem Vortrag die aktuellen Entwicklungen am Schweine- und Ferkelmarkt, sowie die Marktchancen für höhere Haltungsformen. Die Marktstrukturen verändern sich aktuell innerhalb kürzester Zeit und auch die Betriebsstrukturen werden sich weiter differenzieren, erläuterte Quaing. Den jungen Schweinehaltern riet er vor dem Einstieg in Haltungsstufe 3, unbedingt die Vermarktung zu klären, welche Kosten auf einen zukommen und welche Kriterien betriebsindividuell umsetzbar sein. Außerdem sei die Begeisterung für die Sache ein Garant für das Gelingen.

 

Wann kommt Özdemirs Tierhaltungskennzeichnung?

Stark diskutiert wurde auch das Thema der geplanten Gesetzesvorstöße zum Umbau der Schweinehaltung in Deutschland, insbesondere der staatlichen Tierhaltungskennzeichnung von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Auf die große Frage, wann und wie es damit weitergeht, hatten weder Christian Terkatz noch Matthias Quaing eine Antwort. Beide übten jedoch deutliche Kritik an dem Gesetzentwurf. Christian Terkatz sah einen großen Mangel darin, dass mit der neuen Haltungskennzeichnung kein Downgrading – also ein Herabstufen von Produkten in eine niedrigere Haltungsstufe – mehr möglich sei. Matthias Quaing kritisierte, dass das Thema bislang zu stark auf die Mast fokussiert sei und die Sauenhaltung in keinerlei Regelungen miteinbezogen werde, dabei sei die ganze Kette wichtig! Auch die jungen Schweinehalter äußerten große Bedenken.

 

Neuwahlen im Sprecherteam

Nach der Betriebsbesichtigung und den Vorträgen fand der offizielle Teil der Mitgliederversammlung statt. Luisa Kruthaup aus den JISN-Sprechteam gab einen Rückblick auf die zurückliegenden Aktionen und Veranstaltungen der Jungen ISN. Außerdem standen Neuwahlen an, da durch den Ausstieg von vier Mitgliedern des Sprecherteams neue Plätze im Team zur Verfügung standen. An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an die vier für ihre jahrelange, engagierte ehrenamtliche Arbeit in der Jungen ISN! Für die frei gewordenen Plätze wurden einstimmig Merle Peters, Philipp Jeiler und Hannes Hespe gewählt.


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