02.12.2016rss_feed

Vilomix Fachgespräch: Zukunftsfragen zu Haltung, Fütterung und Betriebsentwicklung

von links: Dr. Bernhard Wesseling (Geschäftsführung Deutsche Vilomix), Peter Spandau (LWK NRW), Dr. Albert Hortmann-Scholten (LWK NDS, Diskussionsleitung), Dr. Annabell Hardinghaus (GF Vilomix seit Aug.2016), Prof.Dr.Dr.h.c. Johanna Fink-Gremmels (Uni Utrecht), Christian Meyer (LWK S-H Futterkamp), Erwin Frahm (Produktberater Rind Vilomix), Dr. Andreas Dreishing (GF Vilomix).

von links: Dr. Bernhard Wesseling (Geschäftsführung Deutsche Vilomix), Peter Spandau (LWK NRW), Dr. Albert Hortmann-Scholten (LWK NDS, Diskussionsleitung), Dr. Annabell Hardinghaus (GF Vilomix seit Aug.2016), Prof.Dr.Dr.h.c. Johanna Fink-Gremmels (Uni Utrecht), Christian Meyer (LWK S-H Futterkamp), Erwin Frahm (Produktberater Rind Vilomix), Dr. Andreas Dreishing (GF Vilomix).

Ein volles Haus konnte kürzlich Dr. Bernhard Wesseling, Geschäftsführer der Deutschen Vilomix, Neunkirchen, zum traditionell im November stattfindenden Vilomix Fachgespräch begrüßen. Primär standen Zukunftsfragen von Haltung, Fütterung und Betriebsentwicklung in der Nutztierhaltung im Vordergrund der Diskussionen.

 

Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen begrüßte als Diskussionsleiter der Tagung rund 190 Gäste. In seine Einführung ging er auf aktuelles von den Agrarmärkten ein. Agrarmärkte bergen unkalkulierbare Risiken, wie die lange währende Misere bei Milch und Schweinen zeigt. Tiefstpreise über Jahre haben viele landwirtschaftliche Betriebe hart getroffen und manche Existenzen gefährdet. Die neuen und sich weiter ändernden Rahmenbedingungen sowie die Ansprüche der Gesellschaft an die Nutztierhaltung verunsicherten viele Betriebsleiter.

 

Als Konsequenz für die Land- und Forstwirtschaft sieht er die Effizienz als Schlüsselbegriff für eine nachhaltige Tierproduktion der Zukunft. So wird sich laut Aussage der FAO die zukünftige Nachfrage nach tierischen Eiweiß bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Etwa 70 % dieser benötigten Menge wird sich demnach nur realisieren lassen, wenn es gelingt, innovative Technologien in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung und in der Lebensmittelversorgung umzusetzen. Hier ist noch viel Luft nach oben.

 

Moderne Haltungssysteme für Schweine

Die Anforderungen an Haltungssysteme für Schweine unter besonderer Berücksichtigung künftiger Tierschutzanforderungen standen im Vordergrund des Fachbeitrags von Christian Meyer, aus dem Hause der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Die Haltung von Sauen in Kastenständen steht massiv in der Kritik, stellte der Referent fest. Tierschützer fordern eine Standbreite, bei der die Sauen in Seitenlage ihre Gliedmaßen komplett ausstrecken können. Meyer beleuchtete die baulichen Möglichkeiten, die es gibt, diese Forderungen zu erfüllen, wies allerdings auch auf die zahlreichen Zielkonflikte hin, die sich dabei im Hinblick auf die Tiergesundheit, Hygiene und ökologische Nachteile ergeben können. Frische Luft und trockene Böden sind wichtige Punkte im Hinblick auf Tierwohl. Denn feuchte Liegeflächen führen zu einer höheren Schadgasbelastung im Stall unter der die Tiergesundheit leidet. Der allgemeine Trend zu höheren Flächenvorgaben in der Nutztierhaltung führt insbesondere auch in der Schweinehaltung zu höheren Umweltbelastungen und kollidiere damit auch mit den Klimaschutzzielen der Bundesregierung.

 

Entwicklungsmöglichkeiten der Schweinehaltung in Deutschland

Auf die Zielkonflikte zwischen Tierschutz-Ökologie und Ökonomie ging Peter Spandau, Fachbereichsleiter für Betriebswirtschaft, Bauen und Arbeitnehmerberatung bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen ausführlich ein. In den 80er und 90er Jahren war quantitatives Wachstum die geeignete Strategie zur Unternehmensentwicklung in der Schweinehaltung. Nunmehr haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen spätestens seit der Neufassung des § 35 des Baugesetzbuches im Jahre 2013 grundlegend geändert. In Nordwestdeutschland sind schon heute zusätzliche Produktionskosten von bis zu 15 Euro je Mastschwein durch eine notwendige Gülleverwertung mit steigendender Tendenz festzustellen. Landwirte kapitulieren heute immer öfter, wenn sie ihren Schweinestall erweitern oder aber auch nur umbauen möchten, um beispielsweise neue Tierschutzanforderungen zu erfüllen. Investitionsbereitschaft ist nur noch dann zu beobachten, wenn sich die Größenordnungen an den UVP-(Umweltverträglichkeitsprüfung) Schwellenwerten orientieren. Dies gelte auch für bereits vorhandene Bestände. Denn die Baugesetzbuchnovelle greift nicht nur bei Neubau und Erweiterung von Anlagen, sondern auch schon bei deren Änderung. Ist der Betrieb UVP-vorprüfungsberechtigt und möchte zum Beispiel den Schweinen mehr Fläche anbieten, wird er ausgebremst. Damit werden innovative Entwicklungen im Tier- und Umweltschutz verhindert, was sich aktuell auch an den eingehenden Anträgen für Neu- und Umbauten bei den Genehmigungsbehörden ablesen lässt. Spandau beleuchtete eingehend die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen aus Steuer-, Bau-, Dünge- und Umweltrecht und bewertete diese im Hinblick auf die Kostenrelevanz. Neue Ställe seien dabei in der Regel wesentlich emmissionsärmer und böten eindeutig mehr Tierwohl.

 

Durch die starke Verunsicherung der Branche würden innovative Entwicklungen hierdurch völlig abgebremst. Aus ökonomischer Sicht sei ein einzelbetriebliches Wachstum in Erweiterungsschritten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr möglich. Eine betriebliche Entwicklung in der Schweinehaltung werde zumindest in den kommenden Jahren daher eher nach innengerichtet sein und ein mengenmäßiges Wachstum nicht mehr erlauben. Allerdings machte er den Familienbetrieben Mut. Bei guten Leistungen hätten sie durchaus Chancen für die Zukunft, wenn sie konsequent die immer noch bestehenden biologischen Reserven herauskitzeln und die vorhandenen Produktionskapazitäten weiter optimieren würden. Im Gegensatz zu den ostdeutschen Großbetrieben hätten Familienbetriebe, insbesondere derzeit Vorteile in der Bereitstellung der Liquidität.


Hier finden Sie den vollständigen Bericht des Vilomix Fachgespräches 2016

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