24.04.2017rss_feed

Ich ess‘ Salat aus biologischen Anbau – der wird nicht mit Gülle gedüngt

Zunehmende Pöbeleien auf Feld und Flur, harte Kritik aus der Politik und ein wachsendes Unverständnis über die praktische Arbeit in der urbanen Bevölkerung – wenige Berufszweige stehen so im Kreuzfeuer, wie die Landwirtschaft. Ein Video hat dies mehr als deutlich gezeigt – und ausgerechnet die Grünen wollen das ändern.

 

Grüne schwenken um – Partnerschaft statt Krieg

Vergangene Woche: Es braucht eine neue Debattenkultur in der Landwirtschaft – darüber sind sich die Grünen-Politiker Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, und sein Kollege Schleswig-Holsteins Agrarminister Dr. Robert Habeck einig – und veröffentlichen ihre aktuelle Position in einem gemeinsamen Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau.

Es brauche ab sofort Partnerschaft statt Krieg – am Küchentisch und auf der Grünen Woche. Probleme im Bereich Umwelt und Tierhaltung seien besser mit den Landwirten zu lösen, als ohne sie, so die beiden Agrarpolitiker. Notwendig dafür seien finanzielle Instrumente jenseits von Wachse oder weiche, und wirtschaftliche Perspektiven. Zuallererst aber forderten sie dazu auf, alte Vorurteile und Rituale aufzugeben und Argumente zu überprüfen. Es ist Zeit, die Hände zu reichen und wo immer möglich gemeinsam anzupacken.

 

 

Wie konnte es überhaupt dazu gekommen?

Ebenfalls vergangene Woche: Wer im landwirtschaftlichen Umfeld dieser Tage ein Smartphone nutzt oder ein Facebook-Profil hat, ist an dem Video der freundlichen Spaziergängerin und ihrem Meinungsaustausch mit einem Treckerfahrer nicht vorbei gekommen. Eine Journalistin der Welt beschreibt das so: Ein Bauer aus Schleswig-Holstein wird von einer Veganerin beschimpft, weil er Gülle auf sein Feld bringen will. Das Video wird im Internet zum viralen Hit. Bauern werden oft bepöbelt. Warum nur?


Die Frau hatte den Fahrer auf übelste Art beschimpft – so hohl bist du, kein Mensch braucht, was ihr produziert. Ihr macht alles kaputt, zeig mal deine Kiepe von deiner Milch und Fleischfresserei. Sind deine Kinder auch schon zu dick?, und irgendwann kannst du sagen: Ich habe hier alles zu Schande geritten. Drecksbande seid ihr! sind nur einige ihrer Wortlaute. Als der Landwirt fragt, was sie so frisst antwortet die vermeintliche Veganerin ich ess‘ Salat aus biologischem Anbau, und wie wird der gedüngt?nicht mit Gülle!.

 

 

Verbale Abrüstung dringend erforderlich

Auch wenn es noch nicht alle verstanden haben (siehe Umweltministerin Hendricks!): Unter anderem die Grünen propagieren und bemühen sich derzeit (endlich) um eine verbale Abrüstung, um Dialoge mit, nicht über die Landwirte. An Runden Tischen diskutieren, Zielkonflikte zwischen einzelnen Resorts aufbröseln, Lösungen zum Schwanzkupieren finden statt nur Paragraphen reiten.

 

Das Echo früherer politischer Schimpftiraden auf die Landwirtschaft hallt jedoch noch nach – auf Facebook, am Stammtisch oder eben draußen auf dem Feld, wo sich viele Mitmenschen resistent gegen Fakten und Dialogbereitschaft zeigen. Höchste Zeit also, den Wählerinnen und Wählern zu vermitteln, dass regionale Landwirtschaft nur mit regionalen Landwirten funktionieren kann.


Frankfurter Rundschau: Die Wende auf dem Land ist eine Herausforderung

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