26.04.2018rss_feed

Tierrechtler unter Druck?

Wortklauberei und offene Drohungen - Verspüren die Tierrechtler etwa den Druck des Gesetzes oder haben sie zumindest Angst um ihre Einnahmen?

ISN: Jüngste Reaktionen lassen den Schluss zu, dass unsere Recherchen den Kern der Tierrechtlerszene getroffen haben.

 


Stalleinbrüche – eine Erfindung der Agrarlobby?

Tierrechtler von Tierfabriken Widerstand kritisieren die im Koalitionsvertrag der Regierungs­par­teien in Berlin fixierte Absicht, Stalleinbrüche zukünftig als Straftatbestand ahnden zu wollen. Dabei könne man gar nicht ahnden, was es nicht gibt. Was man hier effektiver ahnden wolle, seien Hausfriedensbrüche in Tierställe mit eventuell einhergehender Sachbeschädigung. Sie sprechen von der Erfindung der Stalleinbrüche. Die Tierrechtler führen umfassend aus, dass es Stalleinbrüche laut Strafgesetzbuch gar nicht gibt. Es gehe doch nur um Menschen, die – vornehmlich nachts – unerlaubt Tierhaltungsanlagen betreten, um dort Filmaufnahmen zu machen.

Die Tierrechtler kritisieren die intensive Berichterstattung der Agrarmedien in den vergangenen Monaten zu dem Thema und die zeitliche Nähe zu politischen Entscheidungen. Sie unterstellen, dass man mit dem Wort Stalleinbrüche absichtlich falsche Assoziationen schüren wolle. Diese Angst habe das Thema bis in den Koalitionsvertrag gebracht. Zudem zweifeln die Tierrechtler an einer Häufung der Fälle des unberechtigten Eindringens in Ställe in den vergangenen Monaten und verweisen auf die Polizeistatistiken.


Eine Drohung von PETA an Ministerin Otte-Kinast?

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hat jüngst gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) gefordert, Stalleinbrüche als Straftatbestand effektiv zu ahnden. Zudem sprach sie sich für eine strengere Kontrolle der Organisationen aus, die häufig als gemeinnützig anerkannt sind und damit Steuervorteile genießen. Ich bin dafür, dass dieser Status bei Tierrechtsorganisationen, die in Ställe einbrechen, überprüft und im Zweifelsfall aberkannt wird., wird die Ministerin zitiert.

Der Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA Edmund Haferbeck hält in der NOZ dagegen: Das ist nur Blendwerk, hier soll Stimmung gegen uns gemacht werden. Die Gemeinnützigkeit sei immer wieder und bis auf die letzte Rechnung vom Finanzamt überprüft und bestätigt worden. Otte-Kinast lasse sich mit ihren Äußerungen vor den Karren der Agrar-Industrie spannen. Auf der PETA-Internetseite wendet sich Haferbeck in einem Statement direkt an die Ministerin: Wir fordern Barbara Otte-Kinast auf, unseren Experten 24 Stunden täglich Einlass in ihre Ställe zu gewähren. Tut sie dies nicht, besteht der dringende Verdacht der Verdeckung von Rechtsbrüchen. Die von der Justiz ausdrücklich unterstützte Tierrechtsbewegung wird dann nicht umhinkommen, wie bei Ehlen oder jüngst bei Christina Schulze Föcking, selbst Ermittlungen vorzunehmen.


Die ISN meint:

Die einen flüchten sich in Wortklauberei und verdrängen die Realitäten, die andern giften wilde Drohungen. Warum nur ist man so nervös? Weil die Strukturen und das Geflecht der Tierrechtsorganisationen endlich näher unter die Lupe genommen werden? Fürchtet der ein oder andere den Entzug der Gemeinnützigkeit und somit den Zugang zu sprudelnden Spendengeldern? Wir meinen: Zurecht!

Es wird den verschiedenen Tierrechtsorganisationen kaum entgangen sein, dass wir mit unseren Recherchen einen großen Anteil an der von ihnen kritisierten Berichterstattung zu diesem Thema in den Agrarmedien haben. Um uns einen Überblick zu verschaffen, haben wir in den vergangenen Monaten das Netzwerk der Tierrechtler sehr genau analysiert. Wir konnten z.B. die vielfältigen Verflechtungen der einzelnen Organisationen untereinander aufdröseln.

Wir waren erstaunt, welche Dienstleistungen angeboten werden, um Geld mit dem Thema zu verdienen. Es existiert ein verwirrendes Geflecht von Unternehmen und Dienstleistern. Diese werben z.T. öffentlich damit, Tätigkeiten für die jeweiligen Tierrechtsvereine auszuführen (Presse- und Kampagnenarbeit, Websiteerstellung etc.). So entstehen Logistikstrukturen, die eine effektive Vermarktung der generierten Bilder ermöglichen. Die Inhaber dieser Unternehmen sind oft zugleich in führender Position der Tierrechtsvereine tätig. Mindestens im Fall tierretter.de operieren die Verantwortlichen sogar unter falschem Namen. Wieviel von den jeweiligen Spenden am Ende über die Dienstleistungsorganisationen in privaten Taschen landen, ist natürlich reine Spekulation.

Wir haben deshalb zwar nicht Peta, aber andere verschiedene Tierrechtsorganisationen um Transparenz und Beantwortung der Fragen gebeten. Bis heute haben wir darauf so gut wie keine inhaltlichen Antworten bekommen. Die bislang gesammelten Informationen haben wir daher den entsprechenden Behörden übergeben. Anders als die Tierrechtler sind wir nämlich der Meinung, dass Selbstjustiz der falsche Weg ist.

In einem müssen wir den Tierrechtlern aber Recht geben – dass nur wenige Vorfälle des Stalleindringens in den Polizeistatistiken auftauchen. Die meisten Vorfälle werden nämlich nicht polizeilich gemeldet bzw. nicht zur Anzeige gebracht. Und genau das ist ein Problem, wenn es darum geht, die Bedeutung der Vorfälle sachlich und objektiv zu beurteilen. Deshalb unsere Empfehlung an die betroffenen Tierhalter:

Erstatten Sie immer Anzeige! Wir haben jüngst das Angebot eröffnet, Sie bei der Anzeigenerstellung zu unterstützen.

 


Hier geht es zur Aufarbeitung von Tierfabriken Widerstand

Hier geht es zum PETA-Statement

In der aktuellen Ausgabe der top agrar erklärt ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack, wie es hinter den Kulissen der Tierrechtsszene aussieht:


"Gierig nach Spenden" - topagrar 5/2018

In einem weiteren top agrar-Interview in der April-Ausgabe zeigt Dr. Torsten Staack die Zusammenhänge in der Tierrechtlerszene auf und gibt eine Einschätzung aufgrund der inzwischen sehr umfangreichen gesammelten Erfahrungen in Zusammenhang mit Stalleinbrüchen bis hin zu konkreten Tipps ab:


"Selbstjustiz ist der falsche Weg" - top agrar 4/2018

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