19.11.2014rss_feed

Moderatere Töne in Debatte um Kupierverzicht: Erkennt Meyer nun die Brisanz beim Ringelschwanz?

Erkennt Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer nun endlich die Brisanz, die darin liegt, den Verzicht auf das Schwänzekupieren bei Schweinen zu einem Stichtag zu verordnen?

Es scheint so. Bislang hatte er – entgegen der Vereinbarung im Tierschutzplan Niedersachsen – den endgültigen Kupierverzicht ab 2016 angekündigt. Das hat sich offenbar geändert.

Überprüfung der Ergebnisse Ende 2015

In einer Pressemeldung seines Ministeriums zur Vorstellung eines Positionspapiers des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterlandes (AEF) – also der Wirtschaft – zum Thema Tierwohl und Tierschutz vergangene Woche heißt es wörtlich:

Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer begrüßte die Initiative des AEF und das ausdrückliche Bekenntnis der Agrarwirtschaft zum Tierschutzplan des Landes. Er stellte ein hohes Maß an Übereinstimmung mit den Forderungen und Grundsätzen fest.

Der Minister bestätigte noch einmal, dass er zur Umsetzung des Tierschutzplans keine verbindlichen Vorgaben machen werde, wenn eine Verschlechterung des Tierwohls im Vergleich zum vorherigen Status Quo damit verbunden wäre.

Das bedeute zum Beispiel für das Schwänzekupieren, dass Ende 2015 eine Evaluierung der bisherigen Ergebnisse insbesondere aus den Praxisbetrieben gemeinsam vorgenommen und im Lichte dessen entschieden werde, wie es in der folgenden Phase weitergehe.

 

Das sind etwas neue und hoffnungsvolle Töne. Der Minister scheint einzusehen, dass eine vernünftige Lösung nur auf der Basis verlässlicher Daten und Erfahrungen möglich ist und dass ein verordneter Kupierverzicht zu einem fixen Datum unweigerlich zu massiven Tierschutzproblemen führt. Das Gleiche gilt für falsch bzw. nicht ausgewogene finanzielle Anreize durch die für Niedersachsen geplante sog. Ringelschwanzprämie.

Tierwohl darf sich nicht verschlechtern

Und auch das hat das Ministerium veröffentlicht: Das Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland, in dem auch die ISN mitwirkt, reklamiert zwingend eine umfassende Folgenabschätzung des jeweiligen Vorhabens des Tierschutzplans: Denn Tierschutzprobleme dürften nicht exportiert, der Strukturwandel nicht befördert und das Tierwohl nicht verschlechtert werden. Der kritischen Öffentlichkeit müsse gesagt werden, dass Veränderungen nicht auf Knopfdruck möglich seien. Und der Lebensmittelhandel müsse seiner besonderen Verantwortung gerecht werden, indem er wertvolle Nahrungsmittel nicht in Preiskämpfen zu Dumpingpreisen verramsche.

Die ISN begrüßt sehr, dass sich offenbar die Erkenntnis durchsetzt, dass ein einfaches Verbot nicht automatisch eine Verbesserung des Tierschutzes nach sich zieht. Dazu bedarf es mehr, vor allem mehr gesichertes Wissen für effektive Maßnahmen. Der Minister kann die vielfältigen bisherigen Ergebnisse nicht ignorieren. Jetzt müssen den Worten Meyers auch Taten und entsprechendes Handeln folgen.

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