23.03.2017rss_feed

ISN-Schlachthofranking 2016 – Chinaboom und Rohstoffsicherung

Header Ranking2016

Die Übernahme von Tican durch Tönnies, der Großbrand in Paderborn, die Insolvenz von Vogler und der Exportboom nach China sind nur einige der Themen, die die Branche 2016 bewegten. Ein weiterer Trend vorweg: Angesichts der dramatischen Rückgänge bei den deutschen Ferkelerzeugern und den zahlreichen Herausforderungen, wie dem Verzicht auf die betäubungslose Ferkelkastration, sorgen sich Schlachtunternehmen zunehmend um ihren Rohstoff. Dennoch konnten nahezu alle Unternehmen der TopTen ihre Schlachtungen steigern. Die Konzentration in der Branche steigt weiter, wie das ISN-Schlachthofranking 2016 zeigt.

Tönnies – Wachstum nur im Ausland

Der Investitionsdrang des Marktführers war auch in 2016 ungebrochen. Während jedoch in Deutschland mit 16,2 Mio. Schweinen erstmals in der Firmengeschichte die Schlachtungen nicht gesteigert werden konnten, stand mit der Übernahme von Tican eine weitere Internationalisierung im Fokus. Für 2017 hat Tönnies angekündigt, die ausländischen Aktivitäten, insbesondere in Spanien und Russland, weiter voranzubringen. Im Inland arbeitet Tönnies mit Nachdruck daran, die Lieferkette enger an sich zu binden. Zukünftig sei es wichtig, die Vorstufen bis zur Ferkelerzeugung einzubinden, lautet die Zielrichtung.

Vion – Gerüchteküche brodelt

Bei der Nummer zwei im Markt läuft das Restrukturierungsprogramm weiter auf Hochtouren. Bereits seit Jahren werden unrentable Standorte, wie zuletzt in Zeven, geschlossen und interne Prozesse optimiert. Rentable Standorte, die z.B. über eine Chinazulassung verfügen, werden modernisiert. Auch deshalb konnte die Anzahl der Schlachtungen im abgelaufenen Jahr auf 8,87 Mio. Schweine wieder leicht gesteigert werden. Dass das nötige Geld für weitere Investitionen von Investoren außerhalb des Unternehmens kommen soll, davon machen die Verantwortlichen bei Vion kein Geheimnis.


Ranking 2016 Top 10 Schlachter

Westfleisch – Neuer Standort

Der Schlachthofbrand in Paderborn war ein Schock für die genossenschaftliche Westfleisch, hat jedoch auch neue Chancen eröffnet. Insbesondere der Kauf des Schlachthofs in Gelsenkirchen wäre sonst wohl nicht in Erwägung gezogen worden. Ob es in Paderborn jemals weitergeht, lässt die Westfleisch bis heute offen. Das konzernweite Programm zur Kostensenkung, das aufgrund der Verluste in 2015 aufgelegt wurde, scheint bereits Früchte zu tragen. In 2016 konnte Westfleisch die Verlustzone wieder verlassen. Neben der Kostensenkung profitierte man vom Boom der Nachfrage nach deutschem Schweinefleisch in China. Insgesamt wurden die Schlachtungen auf 8 Mio. Schweine gesteigert.

Plätze 4-10: Mittelstand sortiert sich

Danish Crown (3 Mio.) belegt mit dem Standort in Essen/Oldenburg weiterhin den vierten Rang und konnte die in den Vorjahren verlorenen Marktanteile zurückgewinnen. Mit einer Steigerung der Schlachtungen um beachtliche 12 % auf 2,1 Mio. Schweine konnte auch die süddeutsche Müller Gruppe gegen den Trend wachsen. Im kommenden Jahr nicht mehr im Ranking vertreten sein dürften die Unternehmen der Vogler-Gruppe. Sowohl Vogler Fleisch als auch das Schwesterunternehmen MV-Fleisch mussten im vergangenen Herbst erst in die Planinsolvenz und später in die reguläre Insolvenz gehen. Während sich für den Standort Laatzen mit der Leine Fleisch GmbH eine Nachfolgeregelung gefunden hat, dürften die Aussichten für Bremen schlecht stehen. Für den Standort Steine besteht weiter Hoffnung, doch noch einen Käufer zu finden, ist aus Unternehmenskreisen zu hören.

Positiv entwickelte sich die Erzeugergemeinschaft Böseler Goldschmaus aus Garrel und steigerte die Anzahl der geschlachteten Tiere auf 1,77 Mio. Moderat wachsen konnten auch die Familienunternehmen Tummel aus dem westfälischen Schöppingen (1,55 Mio.) sowie Simon-Fleisch aus Wittlich in Rheinland-Pfalz (1,04 Mio.). Neu in den TopTen taucht das Düringer Fleischkontor auf. Hier stiegen die Schlachtungen nach turbulenten Jahren wieder um über 15 % auf 0,96 Mio. Tiere. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf den Einstieg der Firma Willms Fleischwaren GmbH, die zum Ende des Jahres 2015 die Mehrheitsanteile übernommen hatten. Da es sich bei BMR in Garrel um einen reinen Lohnschlachtbetrieb (1,40 Mio. Schlachtungen) handelt, an dem mehrere Unternehmen schlachten lassen, wurde auf eine Aufnahme in das Ranking in diesem Jahr verzichtet.

Ausblick 2017: Hoffnung Fleischexport

Gerade in Zeiten eines abnehmenden Angebots an Schweinen und Ferkeln stehen die Zeichen für Schlachtunternehmen und Fleischverarbeiter auf Sturm. Im preisaggressiven deutschen Lebensmitteleinzelhandel sind Preissteigerungen immer nur mit einer gewissen Zeitverzögerung durchzusetzen, sieht ISN-Marktexperte Matthias Quaing aktuell keine Entspannung der wirtschaftlich angespannten Situation in Sicht. Umso wichtiger ist für die großen Schlachtunternehmen, die Wertschöpfung im Inland zu maximieren und gleichzeitig auf den lukrativen Exportmärkten, allen voran China, präsent zu sein, so Quaing. Für 2017 stehen einige Chinazulassungen an, so dass die berechtigte Hoffnung besteht, dass sich der Kreis der Unternehmen mit gültiger Chinalizenz vergrößert.


Ranking 2016 Diagramm Schlachter

ISN-Schlachthofranking 2015

arrow_upward