29.01.2015rss_feed

Kompetenzkreis Tierwohl hat Zwischenbericht vorgelegt: Licht und Schatten

Tierwohl Initiative Ble Logo

Nun liegt er auf dem Tisch: der erste Zwischenbericht des von Bundesminister Christian Schmidt im vergangenen Herbst ins Leben gerufenen Kompetenzkreises Tierwohl. Zwar sind in dem Papier viele Forderungen und Absichtserklärungen noch ohne klare Strategie für eine Umsetzung in die Praxis enthalten. Doch weisen die Experten auch explizit auf den Zusammenhang von Fleischpreis an der Ladentheke und Tierschutzvorgaben hin.

 

Sie fordern die Regierung auf, Verstöße gegen das Wettbewerbs- und Verbraucherschutzrecht zu kontrollieren. Auch soll die Regierung prüfen, ob Importe von nicht tierschutzkonform erzeugten Lebensmitteln zurückgewiesen werden können. Ziel ist ein gemeinsamer Tierschutzplan für Bund und Länder.

 

Licht …

Wie beim Kastrationsverzicht brauchen Tierhalter auch beim Schwänzekürzen und Schnabelkupieren eine Koordinierungsplattform mit verlässlichen Rahmenbedingungen für alle. Ein föderaler Flickenteppich mit Webfehlern hilft dem Tierwohl insgesamt nicht weiter.

Gut ist auch das Ziel, die Anstrengungen für mehr Tierwohl auf freiwilliger Basis voranzutreiben. Damit das nicht konterkariert wird, ist der prüfende Blick auf die Preisbildung notwendig. Ein mehr an Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif.

Angebote setzen zwar wichtige Kaufimpulse, aber Preisdumping geht in die falsche Richtung und passt nicht zu den Nachhaltigkeitszielen der großen Handelshäuser.

Die ISN stimmt mit dem Kompetenzkreis überein, Tierschutz und Tierwohl anhand von prüfbaren Fakten besser messbar zu machen und wissenschaftliche Kriterien dafür zugrunde zu legen. Nicht emotional geprägte Wünsche dürfen die Diskussionen leiten, sondern wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, die in nachprüfbaren Tierwohl-Indikatoren und ein flächendeckendes Monitoring münden.

 

… und Schatten

Viel zu tun bleibt bei den Empfehlungen des Papiers. Das beginnt bei den nicht-kurativen Eingriffen bei Nutztieren, die der Kompetenzkreis zügig beendet wissen will. Was darunter zu verstehen ist, bleibt offen. Hau-Ruck-Aktionen jedenfalls können die Schweinehalter nicht schaffen.

Die Landwirte, so der Bericht weiter, sollen mitgenommen werden. Die Verbände sind bisher jedoch nur am Rande beteiligt worden. Von einem Prozess, der wie beim Niedersächsischen Tierschutzplan besser im Konsens erfolgen sollte, ist man hier noch entfernt.

Eine Strategie, die die Praktikabilität der Forderungen und eine Folgenabschätzung für die Tierhalter berücksichtigt, ist nicht erkennbar. Vielmehr bringt der Minister eine Änderung des Rechtsrahmens ins Spiel, wo das Engagement der Wirtschaft nicht zu den notwendigen Verbesserungen führt.

Die ISN meint

Es geht jetzt darum, alle ins Boot zu holen und auch die Anstrengungen der Wirtschaft nicht klein zu reden. Mit Fingerspitzengefühl und vielen kleinen Schritten erreicht man oft mehr als mit einem großen. Der dient vielfach nur für plakative Meldungen.

Es nützt dem Tierwohl nichts, Gesetze zu ändern, wenn sie nicht umsetzbar sind und vielleicht neues Tierleid hervorrufen. Selbst die grünen Länderminister haben geäußert, die Tierwohldebatte Ende 2015 im Lichte der dann vorliegenden neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bewerten zu wollen.

Was der Zwischenbericht geschafft hat: In der Öffentlichkeit sickert langsam die Erkenntnis durch, dass das Tierwohl nur zu verbessern ist, wenn die Bauern auch das Geld dafür bekommen.


Hier lesen Sie die Pressemeldung des BMEL zur Übergabe des Zwischenberichtes

arrow_upward